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Tanzen gegen Gewalt

Öffentlichkeitsarbeit Ev. Dekanat MainzIn Mainz tanzten auch in diesem Jahr wieder Hunderte auf dem Leichhof und setzen damit ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen.

Gewalt gegen Frauen sind auch in Deutschland ein alltägliches Phänomen. Am Valentinstag protestierten in Mainz hunderte Menschen im Rahmen der weltweiten Aktion „One Billion Rising“ mit einem gemeinsam einstudierten Tanz gegen die weit verbreitete Frauenfeindlichkeit.

Juliane DielDie Organisatorinnen Regine Hungershausen vom Frauenzentrum Mainz e.V., Marga Kadel, Jugendreferentin Evangelisches Stadtjugendpfarramt Mainz, und Melina Hendricks von der Evangelische Jugend Mainz (v.l.n.r.)

„Jede dritte Frau auf dieser Welt erfährt in ihrem Leben Gewalt. Das ist skandalös!“, erklärt Marga Kadel, Jugendreferentin im Evangelischen Stadtjugendpfarramt Mainz. Deshalb wurde unter dem Titel „One Billion Rising“ auf dem Mainzer Leichhof ein Zeichen gesetzt. Hunderte Menschen folgten dem Aufruf eines breiten Bündnisses, das aus dem evangelischen Stadtjugendpfarramt Mainz, der Evangelischen Jugend, dem Staatstheater, dem Mädchenarbeitskreis, dem Mainzer Frauenbüro, dem Frauenzentrum sowie dem Arbeitskreis Gewalt an Frauen und Kindern besteht. Die Teilnehmer trafen sich nachmittags im Mainzer Staatstheater, um eine Choreografie zum Song „Break the Chain“ von Tena Clark und Tim Heintz einzustudieren. Nach anderthalb Stunden, um 18 Uhr, folgte dann der getanzte Protest samt einiger kurzer Redebeiträge auf dem Leichhof. Von jung bis alt, männlich wie weiblich, mit und ohne Migrationshintergrund fanden viele Menschen zusammen. Bei der Aufführung schlossen sich viele Passanten zudem noch spontan an.

Dass Gewalt gegen Frauen nicht nur in islamischen oder lateinamerikanischen Ländern ein gesellschaftliches Problem ist, sondern auch hierzulande, betont Martina Trojanowski vom Mainzer Frauenbüro: „Jeden Tag versucht ein Mann, eine Frau zu töten.“ Alle zwei bis drei Tage sterbe in Deutschland eine Frau nach einer Attacke durch einen Lebenspartner oder Expartner. Regionale Statistiken des Polizeipräsidiums Mainz sind ebenfalls erschreckend: Im Jahr 2018 wurden im Einzugsgebiet der Mainzer Polizei 452 Fälle von Gewalt in engen Beziehungen bekannt. Zudem zählten die Beamten 242 Sexualdelikte. Das sei nicht tolerierbar, sagt Marga Kadel, Jugendreferentin beim Evangelischen Stadtjugendpfarramt. Gegen diese Misere müsse sich die Gesellschaft wehren.

Melina Hendricks von der Evangelischen Jugend Mainz möchte mit der Aktion gerne „ein Bewusstsein schaffen, dass es jede Frau treffen kann. Aber wenn wir uns alle zusammentun, keiner mehr wegschaut und keiner mehr darüber schweigt, kann das System der Gewalt durchbrochen werden.“ Betroffene sollen wissen, dass sie auf ihrem Weg aus der Gewalt nicht alleine sind. „Der Tanz ist ein Ausdruck von Stärke und Kraft“, ergänzt Regine Hungershausen, Beraterin im Frauenzentrum Mainz. Der gemeinsame Protest vieler Menschen über den ganzen Globus verteilt soll auch Mut machen, sich zu wehren. Und das sei wichtig, denn viele Opfer begehrten nicht auf, sondern gäben sich nach einer Attacke durch einen Partner selbst die Schuld. Eine grundfalsche Reaktion, so Hungershausen: „Die Täter sind die Schuldigen, nicht die Frauen und Mädchen.“

„One Billion Rising“ (etwa: Eine Milliarde erhebt sich) wurde 2012 von der New Yorker Schriftstellerin Eve Ensler ins Leben gerufen. Der Name der Bewegung bezieht darauf, dass laut Statistiken jede dritte Frau auf der Welt – also ungefähr eine Milliarde – mindestens einmal im Leben eine Gewalterfahrung hat. Dagegen sollen sich eine Milliarde Menschen erheben.

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