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Festakt und Festgottesdienst erinnerten an protestantische Einigkeit

Rheinhessische Union von 1822 macht Mut für die Zukunft

H. WiegersDort, wo rheinhessische Pfarrer die Unionsurkunde für die Vereinigung von reformierten und lutherischen Protestanten unterschrieben, in Wörrstadt, fand in der Evangelischen Kirche auch der Jubiläumsgottesdienst "200 Jahre Rheinhessische Union" statt

In Zeiten des Umbruchs an frühere Um- und Aufbruchszeiten zu erinnern, inspiriert, gibt dem eigenen Handeln neue Perspektiven. Genau dies hatten die von der Evangelischen Propstei Rheinhessen und Nassauer Land und seinen vier rheinhessischen Dekanaten organisierten Feierlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum zum Ziel.

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In Zeiten des Umbruchs an frühere Um- und Aufbruchszeiten zu erinnern, inspiriert, gibt dem eigenen Handeln neue Perspektiven. Genau dies hatten die von der Evangelischen Propstei Rheinhessen und Nassauer Land und seinen vier rheinhessischen Dekanaten organisierten Feierlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum zum Ziel. Gefeiert wurde der 1822 beschlossenen Zusammenschlusses von 53 Reformierten und 52 lutherischen Gemeinden zur Rheinhessischen Union mit einem Festakt in der Saulheimer Sängerhalle und einem Festgottesdienst in der Wörrstädter Laurentiuskirche am 16. und 17. Juli 2022.

 

Unterschiede müssen nicht trennen – Gottes Geist verbindet

 

Die Präses der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Birgit Pfeiffer, brachte diese Intention in ihrem Grußwort zum Abschluss des Festgottesdienstes auf den Punkt, indem sie sich auf die Folgen der Rheinhessischen Union von 1822 bezog: "Mit der Union wurden nicht alle Gemeinden gleich gemacht. Die Vielfalt der Gemeinden blieb erhalten. Mir macht das Mut für die Zukunft der EKHN. Unterschiede müssen nicht trennend sein. Das Gemeinsame verbindet und das ist auf jeden Fall Gottes Geist." Dabei betonte Präses Dr. Pfeiffer wie vorbildlich die Rheinhessische Union, mit der sich die lutherischen und reformierten Kirchengemeinden die wechselseitige Teilnahme am Abendmahl erlaubten, für die heutige Zeit sei. "Gerade wenn die Kirchen immer weniger Mitglieder haben, sollten sie immer mehr zusammenarbeiten."

 

"Wir hoffen, dass das Zusammenfinden weitergeht"

 

Dieser Wunsch verband die Präses mit der Aussage der Predigt von Propst Dr. Klaus-Volker Schütz im Wörrstädter Festgottesdienst, die angesichts der Tatsache, dass der Propst ebenso wie die Dekanin des Dekanats Worms-Wonnegau, Jutta Herbert, wegen einer Corona-Erkrankung nicht selbst anwesend sein konnte, von den rheinhessischen DekanInnen, Andreas Klodt (Mainz), Susanne Schmuck-Schätzel (Alzey-Wöllstein) und Olliver Zobel (Ingelheim-Oppenheim) vorgetragen wurde. "Wie sehr hoffen wir heute", formulierte es Propst Dr. Schütz, "dass das Zusammenfinden weitergeht. Das wäre, wenn man auf die Kirche schaut, wohl einer der wichtigsten Aufbrüche in die Zukunft. Dass sich Evangelische und Katholische endlich zu einem gemeinsamen Abendmahl trauen. In den Herzen der Menschen ist das längst beschlossen."

 

Festakt mit historischem Vortrag, Diskussion und Musik

 

Wie es 1822 gelang, die Vorbehalte zwischen den über 100 reformierten und lutherischen Gemeinden zum Thema "Abendmahl" zu beseitigen und welche Anregungen dieser historische Prozess der im Umbruch befindlichen Evangelischen Kirche von heute geben kann, darum ging es bei dem großen Festakt zur Rheinhessischen Union am Vortag des Festgottesdienstes in der Saulheimer Sängerhalle. Der von der Journalistin Christine Bausch moderierte Abend bot den nach Saulheim gekommenen Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen Gemeinden und Dekanate Rheinhessens, der EKHN-Kirchenleitung sowie der rheinhessischen Kommunen und Landkreise nicht nur einen historischen Festvortrag, sondern auch eine Diskussionsrunde mit musikalischen und lyrischen "Zwischenspielen" des rheinhessischen Autors und Liedermachers Volker Gallé.

 

Ein Resonanzraum zum Erzählen und ein rheinhessischer Kirchenradweg

 

Als profunder Kenner der Kirchengeschichte berichtete der ehemalige Präses der EKHN, Dr. Ulrich Oelschläger, informativ über die historischen Hinter- und Beweggründe der Rheinhessischen Kirchenunion. Im Anschluss eröffnete die Journalistin Christine Bausch eine Gesprächsrunde besetzt mit dem Autor Volker Gallé, dem ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Klaus Hagemann, dem ehemaligen EKHN-Präses Dr. Oelschläger, der Landrätin des Landkreises Mainz-Bingen, Dorothea Schäfer, und dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach, Marc Ullrich. Diskutiert wurden die aktuellen Bezüge der Rheinhessischen Union und die Frage nach den Möglichkeiten einer heutigen engeren Zusammenarbeit auch der christlichen Religionen. Der Rheinhessenkenner Gallé forderte als Voraussetzung für ein engeres Zusammenrücken in der Region: "Die Menschen brauchen erst einmal einen Resonanzraum, in dem sie erzählen können, woher sie kommen." Pfarrerin Susanne Schmuck-Schätzel, Dekanin des Evangelischen Dekanats Alzey-Wöllstein, fasste zum Ende des Festaktes die Ergebnisse des Abends mit den Worten zusammen: "Es ist wichtig, dass Kirchen und Gesellschaft heute mehr denn je zusammenarbeiten und trotzdem auch noch etwas Eigenes bilden." Und vielleicht wird ja in naher Zukunft eine schöne Idee, die mehr Gemeinschaft schaffen könnte, und die die EKHN-Präses in ihrem Gottesdienstgrußwort entwickelt hat, wahr: ein rheinhessischer Kirchenradweg.

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