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Impulsgeber des jüdisch-christlich-islamischen Dialog

Juliane DielPfarrer Matthias Teutsch war 39 Jahre lang in der Mainzer Neustadt aktiv und wurde nun in der Pauluskirchengemeinde in den Ruhestand verabschiedet.

Auf rund 39 Dienstjahre als Pfarrer in der Mainzer Neustadt blickt Matthias Teutsch zurück. Pröpstin Henriette Crüwell und Dekan Andreas Klodt verabschiedeten ihn in einem feierlichen Gottesdienst mit viel Musik in den Ruhestand.

Juliane DielPfarrer Matthias Teutsch wurde nach 39 Dienstjahren von Pröpstin Henriette Crüwell und Dekan Andreas Klodt in den Ruhestand verabschiedet.

Crüwell dankte ihm für seinen langjährigen Dienst und beschrieb ihn als „Christ, der auf der Brücke zwischen Juden und Muslimen seinen Platz findet und auch die sieht, die am Rand stehen.“ Teutsch habe immer den Mut gehabt, seine eigene Perspektive durch andere verändern und erweitern zu lassen. Dadurch habe er wichtige Impulse zum interreligiösen Dialog in Mainz gegeben.

Teutsch stammt aus einem christlich geprägten Elternhaus in Dillenburg. Schon früh wirkte er im Gemeindeleben als Organist und Kindergottesdiensthelfer mit. Er studierte Theologie und Sprachwissenschaften in Marburg. Nach einem Spezialvikariat im französischen Toulouse kam er 1984 als Pfarrvikar an die Mainzer Christuskirche. Dort wirkte er bis 2015. Danach wechselte er für seine letzten Dienstjahre in die Pauluskirchengemeinde, wo er nun verabschiedet wurde.

Bestimmend für seine Arbeit war in all den Jahren das soziale und interreligiöse Profil der Mainzer Neustadt. Der Austausch mit der jüdischen Gemeinde - und später auch mit muslimischen – lag ihm von Anfang an am Herzen. Schon während seines Studiums beschäftigte er sich intensiv mit dem Judentum. „Ohne das Wissen um die jüdischen Grundlagen des Glaubens wäre meine Theologie nicht möglich“, so Teutsch. Zeit seines Lebens engagierte Teutsch sich in der Friedens- und Erinnerungsarbeit. Ab Ende der 1980er Jahre organisierte der Theologe 15 Jahre lang Mahnwachen auf dem Platz der heutigen Synagoge mit politischen Nachtgebeten. „Als wir die Mahnwachen 1989 begannen, dachten wir nie, dass dies einmal ein Impuls zum Neubau der Synagoge werden könnte“, erinnert er sich. Er ist der Jüdischen Gemeinde sehr verbunden und beschäftigte sich dort immer wieder mit der Gestalt der Gottesdienste. Zudem bot er in den letzten Jahren Führungen in der Synagoge an. Im Jahr 2004 war Teutsch Begründer des „Abrahamitischen Forums“, einer jüdisch-christlich-muslimischen Gesprächsreihe. Im Mittelpunkt der Gespräche stand jeweils ein theologisches Thema, das aus den verschiedenen Perspektiven beleuchtet wurde. „Wir wollten uns nie belehren, sondern haben als Religionen im Dialog voneinander gelernt und uns dadurch einander geöffnet. Begegnung und Gespräche sind verheißungsvolle Wege, um Fundamentalismus und Fanatismus die Stirn zu bieten“, ist Teutsch sich sicher.

Die Gottesdienstarbeit spielte ohnedies eine zentrale Rolle in seinem Wirken. In der Pauluskirchengemeinde unterstützte er die Ehrenamtlichen bei Rüsttagen, authentisch im Verkündigungsdienst mitzuwirken. Die Exegese biblischer Texte steht bei ihm im Vordergrund und begeistert ihn immer wieder. „Die Bibel ist für mich Faszination pur! Selbst die bekanntesten Texte bergen immer wieder Neues“, freut sich der 66jährige. Dabei ist ihm ein sichtbar gelebter Glaube wichtig. Gerade in Zeiten von Mitgliederrückgang und Neustrukturierung der Kirche sei es wichtig, dass die Kirche eine Sprache fände, die den Menschen zeige, wie der Glaube Hilfe und Orientierung für ihr Leben biete. Vorbild für Teutsch ist dabei der französische Protestantismus.

Seit April 2000 ist Teutsch auch in der Notfallseelsorge aktiv und somit heute letztes aktiv verbliebenes Gründungsmitglied. „Notfallseelsorge ist für mich ein Spezialgebiet der Kirchen. Wenn Polizei, Feuerwehr und Notarzt abrücken, bleiben wir noch einige Zeit da und bieten Erste Hilfe für die Seele. Wir begleiten Menschen in Extremsituationen und steht ihnen bei“, erklärt er sein Engagement. Auch in seinem Ruhestand möchte er weiter mitwirken. Denn er freut sich nicht nur darauf, in den kommenden Jahren mehr Zeit für Privates und für seine Interessen am jüdischen Leben zu haben, sondern auch „Pfarrer nur noch nach Lust und Laune“ zu sein.

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