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Ein Herz für die Gemeindearbeit

Juliane DielNach 36 Jahren im Dienst der Evangelischen Kirche wurde Gemeindepädagogin Elisabeth Thiel im Ursel-Distelhut-Haus von ihrem Dienst entpflichtet.

Nach 36 Jahren im Dienst der Evangelischen Kirche wurde Gemeindepädagogin Elisabeth Thiel im Ursel-Distelhut-Haus von ihrem Dienst entpflichtet. Sie wirkte lange Jahre in der Kinder- und Jugendarbeit und zuletzt als Altenseelsorgerin im Ursel-Distelhut-Haus der AWO in Mainz-Mombach.

Dekan Andreas Klodt, der ein langer Wegbegleiter war, erklärte: „Elisabeth Thiel arbeitete viele Jahre mit großem Herzen in der Kinder- und Jugend- sowie in der Altenarbeit des Evangelischen Dekanats Mainz. Gemeindepädagogik ist ihr ein Herzensanliegen, von der Begleitung von Trauernden bis zu gemeinsamen Kanufahrten. Es ist eine Freude, dass sie bei uns war.“

Thiel ist geboren und aufgewachsen an der Mosel. Ihr Vater war Winzer. Er hat der Tochter die Liebe zur Musik vererbt und ihr das Orgelspielen beigebracht. Thiel wurde katholisch getauft und begann katholische Theologie zu studiert. Nach zwei Semestern konvertierte sie jedoch zum evangelischen Glauben. Sie wechselte ihr Studium, folgte ihrer Leidenschaft und studierte Musik auf Lehramt. Des Studiums wegen zog sie nach Mainz und hat seitdem hier ihre zweite Heimat gefunden.

Nach dem abgeschlossenen Studium als Musiklehrerin fand sie ihre erste Stelle 1987 in den Kirchengemeinden Mainz-Ebersheim und Zornheim. Dort wurde eine Gemeindepädagogin für die musikalische Gruppenarbeit gesucht. Genau das richtige für die passionierte Musikerin, die Klavier, Cello, Orgel und Flöte spielt.

Zwei Jahre lang baute sie in Ebersheim den Kirchenchor und in Zornheim einen Kinderchor auf, gründete ein kleines Ensemble und betreute den Begleitzirkel zum Funkkolleg Musikgeschichte. Nach zwei Jahren wechselte sie in die Kinder- und Jugendarbeit der Philippusgemeinde in Bretzenheim. Berufsbegleitend absolvierte sie einen religionspädagogischen Studiengang am Religionspädagogischen Institut in Schönberg. 22 Jahre prägte Thiel dort die Angebote für die jungen Gemeindemitglieder. Ob Kinderbibelnächte, Segelfreizeiten für Konfis oder Osterfreizeiten – immer entwickelte sie kreative Angebote in Zusammenarbeit mit den Pfarrern und Ehrenamtlichen. Doch nicht nur die Kinder- und Jugendarbeit lag ihr am Herzen, auch im Frauenkreis brachte sie spirituelle Impulse ein, gründete einen Flötenkreis und wirkte auf vielen Ebenen in der Gemeinde. Getragen wurden sie immer von ihrem festen Glauben. „Mein Glaube gibt mir Halt. Er hat mich aus Lebenskrisen rausgeholt und mir wieder Mut und Selbstvertrauen geben. Dafür bin ich sehr dankbar!“, erklärt Thiel.

Nach fast einem Vierteljahrhundert beschloss Thiel nochmal etwas Neues zu wagen. Die Stelle der Altenseelsorgerin im Ursel-Distelhut-Haus der AWO war vakant. Mit einer Seelsorgeausbildung, die sie in Friedberg und Bad Salzhausen machte, fühlte sie sich bestens vorbereitet für diese Tätigkeit. Seit 2012 besucht sie nun die alten Menschen im Seniorenheim, gestaltet Eingewöhnungen, hat offene Ohren für die Probleme und Wünsche der Bewohner und begleitet auch Aussegnungen und Beerdigungen. Auf ihre Idee hin findet derzeit jedes Jahr ökumenische Gedenk-Gottesdienst für alle verstorbenen Bewohner statt und sie gestaltet monatliche Gottesdienste und Andachten für und mit den Bewohnern. Auch die Gottesdienste an Feiertagen wie Karfreitag und Heiligabend liegen in ihrer Hand. Durch eine Zusatzausbildung zur Biographietrainerin fand sie schnell Zugang zu den Senioren und bot ein „Erzählcafé“ an. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass alte Menschen gerne aus ihrem Leben erzählen, darüber kann man eine Beziehung zu ihnen aufbauen und sie für Momente wieder jung werden lassen“, so Thiel. Besonders gerne erinnert sich die Gemeindepädagogin auch an das Reformationsjubiläumsjahr 2017. Damals organisierte sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Pfarrerin Silke Brettschneider-Müller eine Luthertafel im Seniorenheim, die Bewohner, Angehörige und Personal gleichermaßen begeisterte.

Seit erstem August ist Thiel nun im Ruhestand. Doch ruhig wird die umtriebige 66jährige dadurch nicht. Voll Vorfreude schaut sie der kommenden Zeit entgegen: „Die Arbeit im Seniorenheim ist mir zur Herzens-Angelegenheit geworden. Und ich möchte auch weiterhin auf ehrenamtlicher Basis die alten Menschen begleiten.“ Momentan macht sie gerade eine Ausbildung zur Prädikantin, und freut sich sehr darauf, zukünftig auch selbst Predigen schreiben zu dürfen. Doch auch ihre Hobbies möchte sie wieder mehr pflegen. „Endlich wieder Zeit zu haben zum Klöppeln, Cello spielen und Singen – ich glaube der Ruhestand wird wunderbar“, begeistert sich Thiel.

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