Freiheit, Mut und Liebe
Nicole Weisheit-ZenzFrisch ordiniert: Pfarrerin Jane Sautter03.09.2024 jdiel Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Nicole Weisheit-ZenzOrdination von Jane SautterJahrgang 1970, ist Jane Sautter seit ihrer Kindheit eng mit dem Glauben verbunden. Von Beginn an ist er ein zentraler Teil ihres Lebens. Gern denkt sie zurück an den Religionsunterricht früher, mit wichtigen philosophischen Fragen nach dem Woher, dem Wohin und dem Sinn.
Aufgewachsen im Taunus in einer deutsch-britischen Familie, lernte sie auch dort schon früh, verschiedene Perspektiven zu betrachten – eine Erfahrung, die sie bis heute prägt. Als Mitglied der anglikanischen Gemeinde in Wiesbaden schätzte sie die bunte Mischung an Nationalitäten dort, die Gottesdienste als Herzstück und den netten Austausch im Anschluss. „Viele kamen aus einem weiten Umkreis zur Kirche und waren ehrenamtlich aktiv“, erinnert sie sich an das große Engagement. Dazu leistete sie auch als Kind schon ihren Beitrag, ob in der Sonntagsschule, beim Krippenspiel oder als Messdienerin, wie es dort üblich ist. Mit der Liturgie fühlte sie sich dadurch vertraut und übernahm daher gern weitere Aufgaben, vor allem Lesungen.
Besonders einprägsam war für Jane Sautter die Konfirmation, die in der anglikanischen Kirche nicht in einem bestimmten Alter gefeiert wird, sondern nach der bewussten Entscheidung dafür. „Gottes Segen persönlich zugesprochen zu bekommen, erlebte ich als einen heiligen Moment“, schaut sie mit strahlenden Augen zurück. Ihr Glaube vertiefte sich weiter, sie engagierte sich im Jugendbibelkreis und in der Kirchenmusik, wo sie Querflöte in einem Ensemble spielte.
Nach dem Abitur führte ihr Bildungs- und Berufsweg sie nach England, wo sie Philosophie, Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre an der University of Oxford studierte. Mit ihrem Abschluss in Entwicklungsökonomik war es Jane Sautter wichtig, einen Beitrag zu leisten zu einem großen Ziel, der Verringerung der weltweiten Armut. In den 90er Jahren lebte sie mehrere Monate in der Zentralafrikanischen Republik, wo sie den Glauben in einer Volksgruppe näher erforschte. Bewegend war es für sie zu erleben, wie tief das Christsein inmitten extremer Armut in der Gemeinschaft verankert war und wie lebensfroh es zum Ausdruck kam. Ihr Fokus lag auch auf Armutsbekämpfung und Afrika während ihrer Berufstätigkeit in der Internationalen Zusammenarbeit.
Privat begegnete sie schon während ihrer Zeit in England einem deutschen Theologen: Jens Martin Sautter, der später ihr Ehemann wurde. Gemeinsam lebte das Paar zeitweise in Brüssel, später in der Wetterau und in Bad Vilbel. Seit 2012 ist ihr Mann Pfarrer in der Evangelischen Auferstehungsgemeinde in Mainz, wo er neben Gottesdiensten und Erwachsenenarbeit für die Begleitung an Lebensübergängen verantwortlich und Vorsitzender des Kirchenvorstands ist. Das Paar feierte gerade Silberhochzeit und hat zwei Kinder im Alter von 22 und 18 Jahren.
Auch neben Beruf und Familie lag Jane Sautter das Ehrenamt in der Gemeinde am Herzen. Im Laufe der Jahre brachte sie ihre Talente unter anderem in der Kirchenmusik, in Gesprächskreise und Gruppen ein. Sie konzipierte und leitete Exerzitien im Alltag, organisierte Glaubenskurse und beriet Pfarrerinnen und Pfarrer zu strategischen Fragen oder im Bereich Gemeindeleitung.
Zudem absolvierte Jane Sautter eine Ausbildung zur Lektorin und Prädikantin, wobei sie gern zurückdenkt an die Unterstützung ihres Mentors, Pfarrer Stefan Volkmann aus Budenheim. Im Beruf lag der Schwerpunkt später auf ihrer Tätigkeit als geistliche Begleiterin und Coach. „Viele Gespräche und Gebete haben mir auch selbst geholfen zu erkennen, was von Gott her dran ist“, sagt sie mit Blick auf den Entschluss einen weiteren Weg zu gehen und Pfarrerin zu werden. Berufsbegleitend konnte sie diesen Wunsch erfolgreich umsetzen: Durch das Studium an der Marburger Philipps-Universität erwarb sie den Master of Theology. „Neben dem Lernstoff daheim kommen in den Präsenzkursen dort Menschen aus ganz Deutschland zusammen, die schon Berufs- und Lebenserfahrung mitbringen und auch viel voneinander lernen“, berichtet Jane Sautter. Auf Aufgaben als Pfarrerin bereitete sie sich auch danach intensiv vor, während ihres Vikariats in der Ingelheimer Saalkirche, mit Lehrpfarrerin Anne Waßmann-Böhm.
Der Kirchenvorstand der Auferstehungsgemeinde hat sich sehr über den Vorschlag der Kirchenleitung gefreut, die zweite Pfarrstelle mit Jane Sautter zu besetzen. Daher ist sie nun Pfarrerin in der fusionierten Gemeinde, die seit dem 1. Januar 2024 die beiden Standorte im Stadtteil Hartenberg-Münchfeld umfasst. Zusammen mit ihrem Mann bildet sie das Pfarrteam und freut sich auf die gute Zusammenarbeit mit Haupt- und Ehrenamtlichen. Besonders wichtig ist ihr dabei, mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen und sie an den Übergängen des Lebens zu begleiten. Neben Seelsorge, Gottesdiensten und mehr wird sie ab dem 1. Februar 2025 Religion unterrichten.
Henriette Crüwell, Pröpstin für Rheinhessen und Nassauer Land, teilte zur Ordination am Sonntag die Freude über die Berufung in den Pfarrdienst, die heutzutage unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Alter möglich ist. Auch Dekan Andreas Klodt, berufliche und private Wegbegleiter sprachen für Jane Sautter Segenswünsche aus. In ihrer Predigt widmete sich die Pfarrerin an einem historischen Beispiel der Hoffnung, dass „Freiheit, Mut und Liebe Kreise ziehen.“ Gemeinsam mit einer großen Festgemeinde feierte sie die Ordination als einen Schritt, mit dem für sie ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Mit Dankbarkeit denkt die 53-Jährige an den ermutigenden Zuspruch und die Unterstützung, die sie auf diesem besonderen Weg erfahren hat.
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