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König, Kreuz und Lanze

Vor genau 1000 Jahren, am 8. September 1024, wurde der deutsche König und spätere Kaiser Konrad II. im Alten Dom in Mainz gekrönt. Prof. Bernd Schneidmüller schaut sich deshalb Wahl und Person des Königs genauer an.

Mainz (nwz/niemeyer) - Gewürdigt wird die historische Bedeutung von Konrad II. mit einer Reihe von Veranstaltungen unter dem Titel „Die Krönung 1024|2024“. In der Vortragsreihe „Die Inszenierung der Macht im Mittelalter“ beleuchten renommierte Wissenschaftler:innen seit Anfang des Jahres die Zeit Konrads II. und die vielfältigen Formen der Machtdarstellung. Nach Ausführungen zu Königswürde und Kathedrale, zur Rolle der Frau und der Architektur im Mittelalter, stand in der Jubiläumswoche am 4. September nun also der König selbst, seine Wahl und seine Krönung im Mittelpunkt. Zudem präsentierte der Trifelsverein an diesem Abend hochwertige Nachbildungen der Reichsinsignien – eine seltene Gelegenheit.

Der Vortrag, eine Kooperation mit dem Landesmuseum Mainz, war wie immer gut besucht und Zuhörer:innen kamen frühzeitig, um sich einen der begehrten Plätze zu sichern.

Wahl und Krönung Konrads

Im Mittelpunkt des Vortrags stand die Wahl und Krönung von Konrad II. im Jahr 1024. Prof. Dr. Bernd Schneidmüller, Seniorprofessor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Heidelberg, nahm die Zuhörer mit auf eine Zeitreise durch entscheidende Tage vor 1000 Jahren. „Die Ereignisse veränderten nicht nur das Leben Konrads II., sondern auch das mittelalterliche Reich“, erklärte der Referent. Informativ und humorvoll zugleich kombinierte er wichtige Aspekte mit anschaulichen Einblicken in historische Handschriften und weitere Quellen.

Die Wahl fand den Überlieferungen nach in Kamba statt. Dieser heute verschwundene Ort lag möglicherweise am Rhein in der Nähe von Oppenheim, vermutet Bernd Schneidmüller. Gut denkbar sei, dass die adligen Gäste auch auf dem Fluss anreisten, um an dieser Versammlung teilzunehmen. Im Gegensatz zu modernen demokratischen Wahlen verlief die Wahl damals, mit einem Gegenkandidaten, nach anderen Regeln und wohl eher „von situativen Zufällen geleitet“, was auch als „Eingebung des Heiligen Geistes“ verstanden wurde. Diejenigen, die nicht mit der Person einverstanden waren, seien damals nicht zur Wahl erschienen oder früher abgereist.

Nach der Wahl ging es in Mainz weiter, wo am 8. September 1024, dem Festtag der Geburt der Gottesmutter Maria, die Krönung stattfand. Der mittelalterliche Chronist berichtet von einer Begegnung Konrads mit einfachen Menschen am Rande der Gesellschaft vor der Kirche, für die er sich Zeit nahm. Zudem sei er tief bewegt und zu Tränen gerührt gewesen von der Predigt.

Gesalbter des Herrn

Nach der Krönung galt Konrad als „Gesalbter des Herrn“, dessen Herrschaft auf Gott und Christus bezogen war. Etwas später wurde auch seine Frau Gisela als Königin gekrönt. Das Paar reiste weiter zum Thron in Aachen und auch in den folgenden Jahren häufig durch das Reich. Das Rheinland gewann dabei nicht nur politisch, sondern auch kulturell an Bedeutung. Um bei diesen „Umritten“ als Herrscher Präsenz zu zeigen und die Loyalität der Menschen zu sichern, wurden Symbole der Macht mitgeführt. Sie trugen bei zur Sichtbarkeit und Akzeptanz.

Trifelsverein präsentiert Lanze und Reichskrone

Sichtlich beeindruckt betrachteten die zahlreichen Besucher:innen diese Herrschaftszeichen aus der Nähe, die nicht in Vitrinen, sondern auf dem Altar ausgestellt wurden. In der Schatzkammer auf Burg Trifels in der Pfalz werden Kreuz, Lanze und weitere Repliken sonst aufbewahrt, die Originale befinden sich im Kunsthistorischen Museum in Wien.

Das Reichskreuz wurde vermutlich unter Kaiser Konrad II. um das Jahr 1030 angefertigt. Es diente ursprünglich als Vortragekreuz und wurde später mit einem Standfuß versehen. Nicht nur als Symbol der Frömmigkeit sollte das Kreuz verstanden werden, sondern auch als ein Instrument der Herrschaft: Feinde sollten laut Inschrift vor ihm weichen. Die Nachbildung wurde von Goldschmied Erwin Walter Huppert angefertigt, auf hohem handwerklichem und künstlerischem Niveau. „Genutzt wurden dabei auch Werkzeuge und Techniken, die bereits im Mittelalter bekannt waren“, erklärte Markus Ehrgott als Vorsitzender des Trifelsvereins.

Symbole der Macht

Wie Kulturpädagoge Thomas Hofmann zeigte, lassen sich auf dem mit Perlen und Edelsteinen reich verzierten Kreuz auch viele Symbole erkennen: Von Darstellungen des Lammes Gottes bis hin zu Tugenden eines Herrschers. Für Staunen sorgte die Tatsache, dass sich das Kreuz öffnen lässt. So konnte im Inneren, im Querarm, die Heilige Lanze aufbewahrt werden, die als eines der wichtigsten Herrschaftszeichen des Reiches galt. Der Legende nach war im Original der Lanze ein Nagel vom Kreuz Christi enthalten, was als „siegbringendes Zeichen“ galt.

Nächster Vortrag zur Reichskrone

Der letzte Vortrag der Reihe „Inszenierung von Macht im Mittelalter“ ist ein echtes Highlight:  am Mittwoch, den 16. Oktober um 19 Uhr, wird Dr. Franz Kirchweger vom Kunsthistorischen Museum in Wien über die Krone sprechen. Er ist Mitglied der aktuellen Forschungsgruppe zur Datierung der Reichskrone und wird exklusive Einblicke in die neuesten Erkenntnisse geben. Auch an diesem Termin wird der Trifelsverein ab 17 Uhr Kopien der Reichsinsignien präsentieren.

Weitere Veranstaltungen

Am Tag des offenen Denkmals am 8. September führen historische Zeitzeugen durch die verschiedenen Bauepochen des Alten Doms. Ab 12.30 bis 16.30 Uhr finden stündlich kostenlose Kostümführungen statt.

Am Sonntag, den 15. September wird um 17 Uhr im Alten Dom die Ausstellung „Krone Würde Mensch“ eröffnet. Diesen Titel trägt das neue Kunstprojekt des Mönchs Stephan Oppermann.

Weitere Informationen sind auf der Webseite des Alten Doms St. Johannis zu finden, unter www.alter-dom-mainz.de.


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