Lobbyist für jugendliches Lebensgefühl

20.08.2025
jdiel
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„Ich hatte eine großartige Zeit in Mainz – diese Jahre waren ein großes Geschenk“, sagt Braun rückblickend. Besonders habe ihn die Arbeit mit den jungen Menschen geprägt, ebenso das starke Team und die kollegiale Zusammenarbeit im Dekanat. Selbst der Jugendhilfeausschuss habe hier „Spaß gemacht“, sagt er lachend. Sein Ziel war es, die kirchliche Jugendarbeit so zu gestalten, dass junge Menschen sich gesehen fühlen, mitgestalten können und einen Ort finden, an dem sie einfach sein dürfen. „In einer Kirche, in der die Mitgliederzahlen stetig sinken, ist es keine Selbstverständlichkeit, dass die Jugendarbeit wächst“, betont Braun. Und doch: Sowohl die JULEICA-Ausbildung als auch die Konfi-Tage verzeichnen in Mainz Rekordzahlen. „Die Tickets für die Konfi-Partys werden mittlerweile heimlich auf dem Schulhof gehandelt – das wurde uns zumindest erzählt“, sagt er schmunzelnd.
Renovierung des "Café Pause" ist starkes Signal
Zwischen 50 und 70 junge Ehrenamtliche im Alter von 14 bis 27 Jahren sind in Mainzer Stadtjugendpfarramt aktiv. Dass die Evangelische Jugend in Mainz in allen relevanten Steuerungsgruppen sowohl auf kirchlicher als auch kommunaler Ebene vertreten ist, wertet Braun als großen Erfolg. „Jugend ist hier eingebunden und wird ernstgenommen.“ Ein sichtbares Zeichen dieser Wertschätzung sei die umfassende Renovierung des „Café Pause“ im Haus der Kirche vor zwei Jahren – in Zeiten allgemeiner Sparmaßnahmen ein starkes Signal: „Das war eine strategische Entscheidung, in junge Menschen zu investieren.“ Braun war vier Jahre lang Mitglied im Dekanatssynodalvorstand, um auch dort die Stimme der Jugend in Entscheidungsprozesse einzubringen.
Zu seinen persönlichen Höhepunkten zählen für Braun Rundfunkgottesdienste, die er zusammen mit Jugendlichen gestaltet und die beiden „Nächte der offenen Kirchen“ im Alten Dom St. Johannis. Auch hier war die Evangelische Jugend gemeinsam mit ihm aktiv: mit Diskolichtern, Protestsongs und AC/DC unter alten Kirchendecken: „Wir wollten zeigen, dass wir auch so christlich unterwegs sein können – und es hat funktioniert.“ Ebenso unvergessen bleibt ihm die Aktion „One Billion Rising“, die gemeinsam mit Akteuren wie dem Staatstheater und dem Frauennotruf auf dem Gutenbergplatz ein kraftvolles Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzte. Stadtjugendreferentin Marga Kadel hat diese in Mainz groß gemacht und mittlerweile ist sogar der Oberbürgermeister mit von der Partie.
Nicht nur Amt sondern Berufung
Dass Braun die Jugendarbeit nicht nur als Amt, sondern als Berufung versteht, zeigt sich an seiner Haltung. Es sei ein Ausdruck des evangelischen Glaubens, Menschen zuzuhören, sie ernst zu nehmen und ihnen zu signalisieren: Du bist von Gott bejaht.
Nun beginnt für ihn ein neues Kapitel. In Darmstadt wird Braun künftig die Jugendarbeit in der gesamten Landeskirche verantworten. Eine Aufgabe, auf die er sich freut – und mit klaren Ambitionen verbindet. „Ich möchte die Jugendarbeit strukturell unterstützen. Auf landeskirchlicher Ebene kann ich dafür die notwendigen Weichen stellen“, sagt er. Besonders in der aktuellen Umstrukturierungsphase der EKHN sieht er es als seine Aufgabe, eine gerechte und laute kirchliche Jugendpolitik sichtbar zu machen: „Wo brauchen Jugendliche Schutzräume? Welche Ressourcen benötigen sie? Wo können wir echte Teilhabe ermöglichen?“
Die Studienlage sei eindeutig: Junge Menschen wollen sich engagieren und mitgestalten – doch viele seien frustriert, weil sie sich nicht gehört fühlen. „Ich will ein Lobbyist für dieses jugendliche Lebensgefühl sein. Und deutlich machen: Junge Menschen sind nicht nur unsere Zukunft – sie sind unsere Gegenwart.“
Mit Blick auf das 100-jährige Jubiläum des Mainzer Stadtjugendpfarramts im Jahr 2028 hinterlässt Braun eine lebendige und engagierte Jugendarbeit – und nimmt ein großes Stück Erfahrung mit nach Darmstadt. Sein Herz für die Jugend bleibt dabei genauso wach wie seine Botschaft: „Jugendarbeit muss den Blick dafür schärfen, was morgen dran ist.“
Verabschiedung am 24.8.
Am Sonntag, dem 24.8. wird Matthias Braun als Stadtjugendpfarrer um 17 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum Mainz-Gonsenheim, Friedensstraße 25, verabschiedet. Anschließend ist zum Empfang geladen.
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