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„Aushalten und Kraft geben“

Juliane DielKlinikseelsorgerin Petra Hassinger-Maaß am Altar der Evangelischen Klinikkapelle in der Unimedizin Mainz

Petra Hassinger-Maaß ist ein bekanntes Gesicht an der Uniklinik in Mainz. Als Klinikseelsorgerin hat sie seit mehr als zehn Jahren ein offenes Ohr und Herz für die Sorgen und Nöte der Patienten. Zum 1. November wird sie ihren Ruhestand antreten und wurde in der Klinikkapelle mit einem Gottesdienst verabschiedet.

Ihr ganzes Berufsleben ist Hassinger-Maaß bereits für die Evangelische Kirche tätig. Nach ihrer Ausbildung als Gemeindepädagogin arbeitete sie zehn Jahre in der Kinder- und Jugendarbeit in verschiedenen Gemeinden der EKHN und EKIR. Darauf folgten zehn Jahre in der Frauenbildung im Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe und ein weiteres Jahrzehnt als Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte in Bonn/Bad Godesberg. In dieser Zeit absolvierte sie die Ausbildung zur Klinischen Seelsorge (KSA) und eine Ausbildung in Transaktionsanalyse. Diese Zusatzqualifikationen brauchten Hassinger-Maaß schließlich 2011 zurück zu ihren Wurzeln nach Mainz. Mit ihrer Tätigkeit als Klinikseelsorgerin schloss sich ein Kreis, denn sie ist vor 65 Jahren in der Mainzer Uniklinik geboren.

Mit großem Respekt trat sie 2011 ihre neue Tätigkeit an. Sie übernahm von ihrem Vorgänger die Betreuung der Selbsthilfegruppe der Kehlkopflosen und ist seither für die HNO- sowie Gesichts- und Kieferchirurgische-Abteilung zuständig. Das ist besonders herausfordernd, denn die Kommunikation muss aufgrund der Eingriffe und Entstellung im Gesichtsbereich oft nonverbal, über große ABD-Buchstaben oder andere kreative Verständigungsmethoden erfolgen. „Begleiten heißt nicht nur, sich mit Sprache zu verständigen, sondern auch mit aushalten. Alleine, dass jemand da ist und mitfühlt, kann Menschen wieder neue Kraft geben“, beschreibt sie ihre Art der Zuwendung. Die Klinikseelsorge bringt dabei eine wichtige Ressource in den Klinikalltag, der an anderen Stellen oft fehlt: so viel Zeit für die Patienten, wie diese brauchen. „Die Klinikseelsorge ist sehr präsent an der Unimedizin. Neben den evangelischen und katholischen Hauptamtlichen, gibt es auch einen ehrenamtlichen Besuchsdienst. So können wir allen Patienten, die uns brauchen, beistehen“, erklärt Hassinger-Maaß die Arbeit vor Ort, „Menschen erfahren im Kontakt mit den Seelsorger*innen in der Klinik Kirche auf sehr positive Weise. Sie erleben sie als mitgehend, nichts verlangend, Geborgenheit vermittelnd und verlässlich.“ Doch nicht nur für die Patienten bringen die Klinikseelsorger Zeit mit, auch die Pflegenden können hier ihr Herz ausschütten, Hilfe holen und Kraft tanken.

Ganz offen spricht Hassinger-Maaß auch über die Belastungen, die der Beruf mit sich bringt. Manchmal habe das Leid sie auch an ihre eigenen Grenzen gebracht. Doch habe es sie immer wieder berührt, wie Menschen ihre eigenen Ressourcen in Notsituationen hervorholen - ihr Leben trotz Krankheit und anderen Schicksaalschlägen meistern. Um das Erlebte zu verarbeiten, helfen der Christin die Fahrradfahrten von der Klinik nach Hause und ihre eigene Spiritualität. So zündet sie oftmals eine Kerze an für die Menschen, die sich ihr anvertraut haben, oder schließt sie in ihr Abendgebet ein. Kraft für ihre herausfordernde Tätigkeit zieht sie auch aus der guten Zusammenarbeit mit ihren Kollegen. „Wir sind hier ein tolles evangelisches Team, dass sich gegenseitig unterstützt und das Ohr leiht. Und auch ökumenisch können wir uns aufeinander verlassen und entlasten uns gegenseitig“, berichtet sie. Ihre Tätigkeit als Klinikseelsorgerin habe sie immer als absolut sinnerfüllend empfunden: „Ich bin unendliche dankbar für die vielen Begegnungen und die Zusammenarbeit im interdisziplinären Team“.

In ihrem Ruhestand freut sich Hassinger-Maaß endlich wieder mehr Zeit für ihren Garten, Freunde und Familie zu haben. Und auch ein spannendes Projekt steht an: Gemeinsam mit 16 anderen Parteien ist sie gerade dabei, ein Mehrgenerationenhaus im neuen Wohnquartier "Heiligkreuz-Areal" auf dem alten IBM-Gelände in Mainz zu bauen.

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