AngeboteÜbersicht
Menümobile menu

Interreligiöser Brunch zum Weltfrauentag

Öffentlichkeitsarbeit Dekanat MainzInterreligiöser Brunch zum Weltfrauentag / Dorothea Gauland, Pfarrerin für Ökumene und interreligiösen Dialog (Bildmitte), im Gespräch mit Sana Abbas (links)

Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Alltag umzusetzen, darin waren sich Vertreterinnen der verschiedenen Religionsgemeinschaften einig, bleibt nach wie vor eine Herausforderung. Zum Weltfrauentag gaben sie Einblicke in Glauben und Leben.

Die biblische Geschichte von Maria und Martha, bei denen Jesus zu Gast war, wählte Dorothea Gauland aus: Selbst Gastgeberin für den interreligiösen Brunch zum Weltfrauentag, sprach die Pfarrerin für Ökumene und interreligiösen Dialog des Evangelischen Dekanats Mainz über diese besondere Begebenheit. Passend zu ihrer traditionellen Rolle als Frau, hatte Martha einst im Hintergrund alles vorbereitet und sich meist in der Küche aufgehalten. Maria hingegen hatte bei Jesus gesessen, ihm interessiert zugehört und damit, so der hohe Gast, die bessere Wahl getroffen. Allerdings, so verdeutlichte die Pfarrerin, habe sie gegen übliche Konventionen gehandelt, denn dieser gesellige Austausch sei damals nur Männern vorbehalten gewesen.
Dass Frauen bei kulinarischen Köstlichkeiten ins Gespräch kommen über Gott und die Welt ist heute selbstverständlich geworden. Für den interreligiösen Dialog engagieren sich auch Frauen, die für Lajna Imaillah aktiv sind, einer Gruppe der „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ in Mainz. Sie organisierten den Brunch zum Weltfrauentag im Haus der evangelischen Kirche mit, zudem kamen Sana Abbas und Humaira Aslam ins Gespräch mit Besucherinnen.

Bevor die Diskussion eröffnet wurde, brachte Dorothea Gauland weitere Impulse ein, indem sie den Bogen spannte von der Bibel zur heutigen Zeit: „Ich glaube, dass Gott die Menschen bunt und vielfältig erschaffen hat“, betonte die Pfarrerin. Daraus leitete sie die Anregung ab, auch Gott selbst vielfältig zu sehen. Umschreibungen und Vergleiche zu verwenden, bei denen eher männliche und weibliche Bilder gleichberechtigt vorkommen. Zudem sei es ihrer Ansicht nach nicht von Gott vorgesehen, dass das Geschlecht so maßgeblich unser Leben bestimme, wie dies noch immer der Fall sei. Künftig sollten Frauen keine Angst mehr haben müssen, geschlagen, vergewaltigt oder Opfer von Verstümmelung zu werden. Auch sollten sie keine Nachteile mehr in Kauf nehmen müssen wegen Kindererziehung und Pflege, forderte sie und bedauerte, dass typische „Frauenberufe“ oft einhergingen mit weniger Gehalt und gesellschaftlichem Ansehen. Männer wie Frauen sollten sich stärker von bisherigen Kategorien frei machen, argumentierte Dorothea Gauland aus ihrer eigenen Perspektive: „Ich möchte nicht bestimmte Tätigkeiten und Eigenschaften zugeschrieben bekommen, nur weil ich eine Frau bin“, sagte sie. Biologische Merkmale sollten nicht herangezogen werden um feste Rollen zuzuschreiben; generell sei es an der Zeit, sich von starren Zuschreibungen zu lösen. Zuversichtlich stimmten sie Paare, die sich anstehende Arbeiten, ob in Beruf, Familie oder Haushalt, fair und gleichberechtigt aufteilten.

Noch immer sei es für Frauen schwer, manche Fesseln zu lösen oder aufzublühen außerhalb des Schattens von Männern, fand Sana Abbas anschauliche Bilder. Das Engagement in der muslimischen Frauenorganisation bedeutet ihr, Humaira Aslam und weiteren Aktiven viel: Dort werden Talente gefördert, Kurse zur Weiterbildung und Foren zum Austausch angeboten. Dies zeige zugleich, so die junge, angehende Religionswissenschaftlerin, den hohen Wert der Bildung. Kritik wurde auch von ihrer Seite laut an dem verbreiteten Prinzip im Berufsleben, Frauen weniger Lohn für gleiche Arbeit zu zahlen. Zudem verurteilte sie, dass Frauen allzu oft auf Objekte reduziert würden, etwa in der Werbung. Auch für sie sind Frauenrechte Teil der Menschenrechte. Im Fokus des angeregten Austauschs stand dann die Kopfbedeckung: „Das Kopftuch ist ein Teil von mir“, betonte Sana Abbas, „eine bewusste Lebensentscheidung.“ Es gehe dabei um weit mehr als die Haare und eigenen Reize zu bedecken, bestätigten andere in der Runde. Zugleich bedauerten sie, als muslimische Frau oft nur auf das Kopftuch reduziert zu werden. Wichtig sei ihnen, Zeichen zu setzen - nach außen sichtbar wie nach innen wirkend - der Treue zu Gott und zu den Geboten. Als gläubige Frau erkannt und nicht belästigt zu werden sei ein wichtiges Ziel. Zu bedenken gegeben wurde jedoch, es solle sich dabei um eigene Entscheidungen aus freien Stücken handeln, zudem müsse Toleranz in alle Richtungen gehen.

Generell, so beschrieb eine Muslima unter den Zuhörerinnen, könnten Eltern ihren Kindern zwar viel Gutes mitgeben, doch keine Wächter über sie sein. Heutzutage, erklärte sie, sei es zwar nach wie vor üblich, dass die Auswahl der Lebenspartner in den Händen der Eltern liege. Doch die erwachsenen Kinder hätten ein Recht darauf mitzuentscheiden. Gebete für eine gute Wahl und Fügung würden dabei von vielen als hilfreich empfunden. Hoch sei weiterhin der Anspruch an Männer, ihre Familie ernähren zu können. Auf die Erziehung der Kinder sollten Mütter wie Väter besonderes Augenmerk legen und möglichst viel Zeit mit ihnen verbringen. Füreinander da zu sein, so wurde deutlich, könne auch untereinander zu mehr Frieden führen.

Friedlich ging es auch zu zur Demonstration für Frauenrechte, die im Anschluss von einigen Gesprächsteilnehmerinnen besucht wurde. Rund 250 meist junge Menschen trafen dazu am Mainzer Hauptbahnhof zusammen, mit Musik und Ansprachen. In den Redebeiträgen wurde der Blick in die Welt gerichtet und sexualisierte Gewalt öffentlich angeprangert. Zudem wurden Plakate gezeigt mit Forderungen wie „Freiheit an jedem Tag, nicht nur am 8. März.“

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top