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Zuhören und Hoffnung geben

Foto: Karin WeberPfarrer Jochen Kreyscher (Leitungsteam der Telefonseelsorge), Pfarrer Dr. Stefan Volkmann (stellvertretender Dekan im Evangelischen Dekanat Mainz), Pfarrer Markus Kölzer (Dekan) und Pastoralreferentin Benedicta Schimmel (Leitungsteam der Telefonseelsorge).

„Die Menschen hören“, das ist das Anliegen der TelefonSeelsorge Mainz-Wiesbaden e.V., die für Menschen mit Sorgen und Nöten kostenfrei und anonym täglich 24 Stunden erreichbar ist. Für seine Verdienste erhielt das Team der TelefonSeelsorge den Mainzer Ökumenepreis.

Zum sechsten Mal wurde der mit 1.000 Euro dotierte Mainzer Ökumenepreis gemeinsam vom Evangelischen Dekanat Mainz und Katholischen Dekanat Mainz-Stadt in der Josefskapelle verliehen. In diesem Jahr ging der Preis an die TelefonSeelsorge Mainz-Wiesbaden e.V., sie wurde 1973 als ökumenischer Verein gegründet. Träger des Vereins sind das Evangelische Dekanat Mainz, das Evangelische Dekanat Wiesbaden, das Bistum Mainz und das Bistum Limburg. Etwa 70 hoch qualifizierte ehrenamtliche Mitarbeitende stellen sicher, dass die TelefonSeelsorge das ganze Jahr über 24 Stunden am Tag erreichbar ist. Dabei lege das Team Wert darauf, Anrufenden keine Lösung anzubieten, erklärte Pfarrer Jochen Kreyscher vom Leitungsteam: „Oft geht es um das Aushalten einer Situation.“ Mit den Anrufenden in Kontakt zu sein sei ein wichtiger Moment für die oft verzweifelten Menschen. „Denn wir geben die Hoffnung nicht auf, dass sich ein Weg finden wird.“

Pastoralreferentin Benedicta Schimmel verglich die Arbeit der TelefonSeelsorge mit einer Bibelstelle: Jesus wendet sich dem Blinden zu, hält inne und fragt nach, was der andere braucht. „Er stellt dem Blinden die zentrale Frage: ‚Was willst du, dass ich dir tue?‘ Auch bei uns ist es so.“ Im Rollenspiel verdeutlichte die Mitarbeitende des Leitungsteams gemeinsam mit einer Ehrenamtlichen das seelsorgerische Wirken des „24-Stunden-Dienstes für Menschen mit Sorgen und Nöten“: Die Ratsuchenden können frei sprechen, sortieren gemeinsam mit den Mitarbeitenden ihre Gedanken. Sie erhalten allerdings keinerlei Ratschläge oder Tipps.
Ehrenamt im Verborgenen. „Gerade die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Telefonseelsorge ist. Als vieles nicht mehr ging, war die Telefonseelsorge noch erreichbar – auch für die, die zu Hause einsam waren“, verdeutlichte Pfarrer Dr. Stefan Volkmann. Der stellvertretende Dekan des Evangelischen Dekanats Mainz dankte den über 70 Mitarbeitenden für ihren Einsatz am Telefon. Dazu gehören Bereitschaftsdienste in der Nacht oder an besonderen Tagen wie an Heiligabend. „Sie tun damit einen wichtigen Dienst für die Gesellschaft. Ein Dienst, der hauptsächlich im Verborgenen stattfindet.“

„In diesem Ehrenamt zeigen sich für mich zwei Aspekte: Zum einen kann ein gelungener Kontakt den Anrufenden genau dann helfen, wenn sie es am dringendsten brauchen. Anteil nehmen, wertschätzend, offen und zugewandt zuhören: Die Menschen fühlen sich dann angenommen und sind häufig dankbar dafür“, beschrieb ein Ehrenamtlicher seine Tätigkeit. Seit zwei Jahren ist er für die TelefonSeelsorge aktiv, ab und an eine ganze Nachtschicht lang. Dafür wurde er, wie alle ehreamtlich Mitarbeitenden, ein Jahr lang intensiv ausgebildet. „Zum anderen“, fährt der Mann fort, „stelle ich fest, dass mich die Arbeit am Telefon verändert, fordert und auch fördert. Es geht immer auch in den persönlichen Bereich. Ganz wesentlich für mich ist das Wahrnehmen meiner eigenen Gefühle während der Gespräche, sie zum Ausdruck zu bringen und den Anrufenden zur Verfügung zu stellen.“ Diese wertschätzende und offene Haltung könne er zudem im Alltag einbringen. Dennoch sieht er seine Arbeit als „stilles Ehrenamt“: Nur wenige wissen davon. Er bleibt genauso anonym wie die Anrufenden – ein Grundsatz der TelefonSeelsorge.

Ein offenes Ohr haben „Hauptamtliche und Ehrenamtliche der Telefonseelsorge stehen, Gott sei Dank, nicht auf der Leitung. Sie haben ein offenes Ohr und geben den Menschen Hoffnung“, sagte Pfarrer Markus Kölzer. Der katholische Dekan lobte die hoch qualifizierten Mitarbeitenden, die seit vielen Jahren ihren Dienst tun: „Sie überwinden Grenzen durch ihren wichtigen Dienst über alle Konfessionen, Religionen oder Geschlechter hinweg.“ „Heute vor zehn Jahren wurde der erste Ökumenepreis verliehen“, erinnerte Präses Dr. Birgit Pfeiffer. Weitere Auszeichnungen folgten im zweijährigen Rhythmus. Dotiert ist der Ökumenepreis mit jeweils 500 Euro des Evangelischen Dekanats Mainz und des Katholischen Dekanats Mainz-Stadt. „Wir wollten damals ein Zeichen setzen, dass die Ökumene an der Basis funktioniert und deshalb auch öffentlich gewürdigt werden sollte, sagte Dr. Birgit Pfeiffer. Sie bezeichnete den Preis im Beisein von Ökumenepfarrerin Dorothea Gauland als Erfolgsgeschichte, die Engagement auszeichne.

Dr. Eckart Lensch stellte in seinem Grußwort dar, wie wichtig Soziale Arbeit für die Stadt Mainz ist: „Soziale Arbeit ist eine der wesentlichen Gründe für eine harmonische Stadtgesellschaft. Haupt- und Ehrenamtliche tragen dazu bei, wobei speziell das Ehrenamt eine große Säule der Sozialen Arbeit ist.“ Der Mainzer Sozialdezernent übergab ebenfalls 1.000 Euro an die TelefonSeelsorge und sprach davon, dass die Stadt ihre Zuschüsse für Angebote im Bereich Soziale Arbeit um zehn Prozent erhöhen wolle. Organist Volker Ellenberger begleitete die Feierstunde an der Orgel.

Bei Sorgen: Einfach anrufen!
Kostenfrei und anonym ist die Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden e.V. täglich 24 Stunden erreichbar unter der Nummer 0800 - 111 0 111 oder unter 0800 - 111 0 222. Weitere Infos unter www.telefonseelsorge-mz-wi.de

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