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Architekturführer beleuchtet Geschichte der Altmünsterkirche

Foto: Karin Weber

Nicht viel größer als eine Postkarte ist er, aber sehr viel aussagekräftiger: der 80-seitige Architekturführer zur evangelischen Altmünsterkirche in Mainz.

Mit einem bebilderten Vortrag zur Baugeschichte des ehemaligen Klosters und zur Konzeption des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg stellten Herausgeber Dr. Christian George und Kunsthistorikerin Lucy Liebe M.A. das Werk erstmals öffentlich vor. „Viele Mainzer kennen die Altmünsterkirche gar nicht, sie liegt etwas versteckt in der Innenstadt“, sagte Christian George. Der Leiter des Universitätsarchivs Mainz ist Mitglied im Kirchenvorstand der Altmünstergemeinde und hatte die Idee, den Kirchbau und dessen reichhaltige Geschichte im Jubiläumsjahr 2020 mehr in den Fokus des öffentlichen Interesses zu rücken. Denn 2020 jährte sich der Wiederaufbau der nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg neu konzipierten Kirche zum 60. Mal. Obwohl die meisten Jubiläumsveranstaltungen aufgrund der Coronapandemie nicht stattfinden konnten, wurde der Architekturführer in einer Auflage von 1000 Stück herausgebracht – allein die öffentliche Präsentation musste bislang mehrfach verschoben werden. Mit Informationen zur Gründung der wohl ältesten Mainzer Klosteranlage durch Bilhildis, alten Stadtansichten und Plänen zeichnete Christian George dem interessierten Publikum ein umfassendes Bild von der wechselvollen Geschichte des Bauwerks. Nach der Verlegung des ehemaligen Altmünsterklosters an die Walpodenstraße erhielt der sechsjochige Saalbau sein markantes Aussehen durch die beiden Fassadentürme und das hohe Satteldach mit Dachreiter. Ein wichtiges Datum für die evangelische Altmünstergemeinde ist der 2. Mai 1802: An diesem Tag wurde auf Anordnung des Präfekten Jeanbon St. André das Kloster mit einem Gottesdienst der Gemeinde übergeben. Später wurde das Gebäude als Militärlazarett genutzt und war zwischenzeitlich Garnisonskirche. „Die Baugeschichte ist lang und kompliziert, aber auch spannend“, schickte Lucy Liebe ihrem Vortrag voraus. Die Doktorandin der Universität Mainz am Institut für Kunstgeschichte forscht zum Wiederaufbau der Innenstadtkirchen und fasste ihren Beitrag für den Architekturführer anschaulich zusammen. Eine Brandbombe traf am 21. September 1944 das Kirchendach und zerstörte das gesamte Gebäude. Nach Plänen des Architekten Heinz Bitz erfolgten erste Aufbauarbeiten. 1957 wurde Baurat Heinrich Otto Vogel, der Architekt der wiederaufgebauten Christuskirche, beauftragt, die Aufbauarbeiten fortzuführen. Dieser habe das rekonstruierende Bauen abgelehnt und stattdessen versucht, mit seiner sensiblen Formensprache eine Verbindung zwischen alt und neu zu schaffen, erläuterte Lucy Liebe. Dabei präsentierte sie zahlreiche erklärende Fotos, die auch im Architekturführer abgebildet sind. „Die Mainzer Altmünsterkirche eröffnet so einen Blick auf den Zeitgeist von 1960, auf die gesellschaftlichen Veränderungen jener Zeit und die daraus erwachsene Schaffenskraft.“
Viele weitere Texte, Zeichnungen und Fotos komplettieren den Architekturführer, der erstmals die 1960 neu konzipierte Kirche würdigt und ihre Architektur in einen theologischen und baugeschichtlichen Kontext stellt. Neben einem Porträt des Architekten Heinrich Otto Vogel, geschrieben von Alois Peitz, beleuchtet Anne-Madeleine Plum die Kirchenfenster und Wandzeichnung des Mainzer Künstlers Alois Johannes Plum. Herausgeber Christian George beschreibt die Orgeln, Alwin Bertram die Glocken und Martin Schulz-Rauch die theologische Konzeption der Altmünsterkirche. Einen Blick auf das umgebende Altmünsterviertel wirft Michael Bermeitinger. Lisa Groh-Trautmann beschreibt die Altmünsterkirche in der Mainzer Kirchenlandschaft, während Leonie Köhren auf die Baudenkmäler der Nachkriegsmoderne aus denkmalpflegerischer Sicht eingeht.
Pfarrer Hendrik Maskus widmet sich der heutigen Gemeinde mit etwa 1800 Mitgliedern. Er spricht vom Aufruf und Ansporn für die evangelische Gemeinde, „gerade auch heute die Tore offen zu halten und weit aufzumachen, um einen lebendigen Ort zu schaffen, an dem sich Menschen begegnen können, und Gott mitten in dieser Stadt dafür Raum zu bieten“ – einem Gott, der schon seit Jahrhunderten an dieser Stelle gefeiert werde.
Das 80 Seiten starke Büchlein ist im Buchhandel und im Büro der Altmünstergemeinde erhältlich und kostet 8 Euro: Architekturführer Rhein-Main Band1, erschienen im Verlag Dreiviertelhaus, 2020, Berlin, ISBN: 978-3-96242-311-7.


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