AngeboteÜbersicht
Menümobile menu

Auch in Mainz ist die muslimische Welt von Vielfalt geprägt

Ilka Friedrich, Ökumene-Pfarrerin im Evangelischen Dekanat, informierte über die diversen Strömungen des Islam in Mainz



Ilka Friedrich verfügt als Pfarrerin für Ökumene und interreligiösen Dialog im Evangelischen Dekanat Mainz über langjährige Erfahrungen im Dialog zwischen den Religionen.

Muslime dürften nicht unter Generalverdacht gestellt werden. Ilka Friedrich, die für das Evangelische Dekanat in der Ökumene und im interreligiösen Dialog tätig ist, warnte beim Abend über den „Islam in Mainz“ des Ökumenischen Arbeitskreises Weisenau vor Vereinfachungen. Im Gemeindehaus der katholischen Gemeinde berichtete sie über die Rolle des Islam in der Gutenbergstadt. Das heißt vor allem: über seine Vielfalt.
„Den einen Islam gibt es nicht“, so die Pfarrerin. Aktuell etwa manifestierten sich historisch begründete Verwerfungen, in denen Sunniten gegen Schiiten kämpfen. Diese internen wie internationalen Konflikte spiegeln sich manchmal auch in Mainz. Hier könne der Interreligiöse Dialog in der Stadt Brücken bauen, indem er mit allen Partnern vor Ort im Gespräch bleibt, ist Friedrich überzeugt.

Genau hinschauen

Auch gelte es, genau nachzufragen, wenn Gesprächspartner, mit denen die christlichen Kirchen seit Jahren diskutieren und kooperieren, plötzlich in der öffentlichen Kritik stehen oder sogar vom Verfassungsschutz beobachtet werden sollen.
In Mainz  zeigt sich die Vielfalt in der muslimischen Welt schon darin, dass es zehn eingetragene Moschee-Vereine in der Gutenbergstadt gibt. Bekannt sind wohl vor allem der Arab Nil-Rhein Verein, die Barbaros-Moschee und DITIB. In den Moscheen nehmen etwa 3000 Muslime an den Freitagsgebeten teil. „Für Männer ist das Pflicht, für Frauen nicht“, erläuterte Friedrich.

Nur 20 Prozent in Moscheevereinen organisiert
Doch fest an eine Glaubensgemeinschaft gebunden ist nur eine Minderheit: Der Religionsmonitor schätzt nach Umfragen, dass etwa 20 Prozent der Muslime in einem Moscheeverein organisiert sind. Neben den Moscheen gibt es oft noch kleinere Gebetsräume, die aber nicht erfasst werden. Daher ist unklar, ob und wie viele es davon in Mainz gibt.
Fest steht dagegen, dass auch weitere Vereine existieren. So haben beispielsweise bosnische Muslime ihren eigenen Zusammenschluss gegründet und seit 2015 gibt es Linah e.V., einen Verein von muslimischen Akademikerinnen aus Mainz und Wiesbaden, aber auch eine muslimische Telefonseelsorge.

Arab Nil-Rhein Verein unter besonderer Beobachtung


Unter besonderer Beobachtung steht zurzeit der Arab Nil-Rhein Verein mit der Al Nur-Moschee und dem dazugehörigen Al Nur-Kindergarten. Der Vorwurf: Mitglieder aus dem Verein, der den christlichen Kirchen bislang als Partner für die Integration galt, stünden mit salafistischen Bewegungen in Verbindung. Auf der anderen Seite heißt es aber, die Kinder des Imam nähmen ganz normal am Schwimm- und Musikunterricht teil.
Nach einer fundamentalistischen Strömung hört sich das nicht an. Auch habe der Vereinsvorsitzende Samy El Hagrasy gegen Gewalt und Diskriminierung Position bezogen, so Friedrich. Ein Vorstandsmitglied des Vereins bestritt bei der Veranstaltung in Weisenau die Vorwürfe gegen den Verein. „Kommt uns besuchen! Wir haben überhaupt nichts zu verbergen“, sagte er. Er lebe hier seit 38 Jahren als Muslim in Frieden mit allen, die Verdächtigungen machten ihn sehr traurig.

Plädoyer für mehr Transparenz


Wie kann es in Mainz nun weitergehen? Friedrich plädiert für noch mehr Transparenz: „Ich finde, es braucht Klarheit von beiden Seiten, worum es tatsächlich geht; aber auch darum, was nicht geht.“ Wenn gemeinsame Werte eindeutig benannt sind und gelebt werden, seien Kooperationen nicht nur möglich, sondern wichtig für unsere Gesellschaft.
Vielleicht konnte ja auch dieser Abend, an dem man auch miteinander und nicht nur übereinander gesprochen hat, einen kleinen Anstoß in Richtung Klarheit und Transparenz geben.

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top