AngeboteÜbersicht
Menümobile menu

Auf dass St. Johannis wieder dauerhafte Bleibe wird

Evangelisches Dekanat Mainz/Armin ThomasDie Sänger der Kantorei an St. Johannis sind froh, wieder im noch provisorischen Ambiente des Alten Doms angekommen zu sein.

Nach sechs Jahren kehren Pfarrer, Gemeinde und Kantorei am Palmsonntag mit Gottesdienst in ihr Kirchengebäude zurück

Palmsonntag in St. Johannis: Einen passenderen Rahmen hätte man kaum finden können, um den ersten Gottesdienst seit sechs Jahren im Alten Dom zu feiern. So lange nämlich war der Vorläufer des heutigen Doms den Grabungen der Archäologen vorbehalten gewesen.

Diese sind nun weitgehend abgeschlossen. Und so durften Pfarrer, Gemeinde und Johanniskantorei erstmals seit 2013 wieder in ihr provisorisch hergerichtetes Zuhause zurückkehren. Mit rund 100 Besuchern war der Westchor voll besetzt. „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen“ lautete der passende Vers aus dem Johannesevangelium.

Sinnbild von Einzug Jesu nach Jerusalem

Pfarrer Volker Truschel griff das für Palmsonntag stehende Sinnbild des Einzugs Jesu nach Jerusalem auf, um gleich zu Beginn des Gottesdienstes den Wunsch zu äußern, dass „unser Herr Jesus mit uns auch wieder in St. Johannis einziehen möge“.

Dekan Andreas Klodt erinnerte in seiner Predigt daran, dass Jesus als junger Mann von seiner Heimatstadt Nazareth nach Kapernaum gezogen ist, dem wohl sozialistischsten Ort in Galiläa. Hier lebten die Menschen als Gleiche unter Gleichen. Ihre Wohnungen waren ähnlich. „Hier begann Jesus seine Wirksamkeit“, erläuterte Klodt.

Recht auf Dach über dem Kopf

Auch heute bewege es die Menschen, wo und wie sie wohnen, betonte der Dekan. So habe er erst kürzlich gesehen, wie Polizisten drei Obdachlose vor der St. Johanniskirche kontrollierten. Selbstverständlich hätten auch sie ein Recht auf ein Dach über dem Kopf. „Wenn St. Johannis dazu einen Beitrag leisten kann, wäre das in unserem Sinne.“

Die historische Bedeutung der rund 1500 Jahre alten Kirche sei natürlich etwas Besonderes, sagte Klodt mit Blick auf die Forschungsergebnisse des Grabungsteams um dessen Leiter Dr. Guido Faccani. Der Archäologe wirkte an der Gestaltung des Gottesdienstes ebenso mit wie Christine Krüger, die stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstandes, und Pfarrer Gregor Ziorkewicz, zuständig für die Stadtkirchenarbeit an St. Johannis.

Ankommen und willkommen sein

„Eine Bleibe zu haben bedeutet, dass wir an einem Ort ankommen und hier willkommen sind“, erklärte Klodt. „Jeder wird so angenommen, wie er ist.“ Eine Kirche mit einer solchen Vergangenheit, wie St. Johannis sie habe, sollte eine dauerhafte Bleibe sein. Aber dies hänge nicht von den Fähigkeiten der Menschen ab, sondern allein von Gott und seinem Sohn Jesus Christus.

Nach dem Gottesdienst schwärmten viele Besucher bei einem kleinen Empfang im Westchor. „Es war wie ein Heimkommen“, sagte Katharina Reusch, Alt-Sängerin und Mitglied des Chorvorstands. „Wir waren lange im Exil und sind in der Augustinerkirche auch herzlich aufgenommen worden. Aber wieder zu Hause zu sein, ist etwas ganz anderes.“

Sensationelle Entdeckungen

Ruth Sollfrank, die seit 40 Jahren im Chor singt, ist sehr froh: „Vor sechs Jahren dachten wir, es solle eine Fußbodenheizung eingebaut werden und danach könnten wir schnell zurückkehren.“ Aber bei den Grabungen gab es zahlreiche, teilweise sensationelle  Entdeckungen, die der Gemeinde und der Kantorei viel Geduld abverlangten.

„Für mich ist es wie ein Neuanfang, wieder im Alten Dom zu sein“, bekannte Pfarrer Volker Truschel. „Es ist wunderbar.“ Man erlebe hier die Gegenwart im Angesicht der Geschichte und zugleich auch, wie die Entwicklung weitergehe.

Grabunsleiter wirkt im Gottesdienst mit

Grabungsleiter Guido Faccani ist die Kirche in den vergangenen Jahren offensichtlich ans Herz gewachsen: „An dem Gottesdienst mitwirken zu dürfen, war mir eine große Freude“, verriet der gläubige Katholik. „Ich bin gerührt.“ Wissenschaft und Glauben könne er beides getrennt voneinander leben und erleben.

Für Dekan Klodt, der das archäologische Projekt von Beginn an federführend begleitet hat, war es „ein unglaubliches Gefühl, hier wieder einen Gottesdienst feiern zu dürfen“. Schließlich sei mit St. Johannis auch eine große Verantwortung verbunden – mit Blick auf die gesamte Stadt.

Fernsehgottesdienst am Ostermontag

Nun freut sich die Gemeinde mit vielen Freunden auf weitere Rückkehr-Erlebnisse im Alten Dom: Am Ostersonntag, 21. April, feiert Pfarrer Volker Truschel ab 6 Uhr morgens erstmals wieder die Osternacht in St. Johannis. Und am Ostermontag, 22. April, findet hier ab 10 Uhr ein Gottesdienst statt, der live in der ARD übertragen wird. Dabei werden Dekan Andreas Klodt und Grabungsleiter Guido Faccani in einem Dialog drei Fundstücke erläutern.   


Diese Seite:Download PDFDrucken

to top