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„Aus dem Glauben heraus Mut machen“

Juliane DielPfarrer Dr. Erich Ackermann in der ESG-Bar

Auf 32 Semester in der Evangelischen Studierendengemeinde Mainz blickt Pfarrer Ackermann zurück. Unzählige Studenten hat er in dieser Zeit begleitet und unterstützt, viele spannende Projekte und Veranstaltungen mit den jungen Leuten umgesetzt und die ESG-Bar zum Leben erweckt. Am 1. Februar wird er aus seinem Dienst in den Ruhestand verabschiedet.

Sein Studium begann Ackermann mit katholischer Theologie. Doch er erkannte, dass die strengen religiösen Vorgaben für Priester nicht mit seinem Lebensentwurf vereinbar waren. Er entschied sich für ein Lehramtsstudium in Geschichte, Germanistik und Sport, bevor er schließlich doch den Weg der evangelischen Theologie einschlug. "Ich habe einfach gemerkt, dass ich an dem Beruf des Pfarrers nicht vorbeikomme", lacht der sympathische 66-Jährige.

Nach Stationen als Vikar in Jugenheim, Spezialvikariat in der Mainzer Uniklinik mit dem Schwerpunkt „Seelsorge am kranken Kind“ und Pfarrvikar im Theresianum Gymnasium sowie in der Mainzer Oberstadt, übernahm der Theologe gemeinsam mit seiner Frau das Pfarramt in der Gemeinde Bingen-Büdesheim. Dort knüpfte er bereits erste Kontakte zu Studierenden über die Fachhochschule. „Im Sommer saß ich mit Studierenden auf der Wiese unterm Apfelbaum und wir haben über viele Dinge diskutiert“, erinnert sich Ackermann.

Als 2008 eine halbe Stelle an der ESG frei wurde, zögerte er nicht lange und nahm diese an. Zusätzlich war er als Pfarrer in Finthen-Drais tätig. 2013 übernahm Ackermann die Vollzeitstelle an der ESG. Deren Sitz befindet sich in Mainz, doch auch die Fachhochschulen in Bingen und zeitweise Worms gehören zum Wirkungsgebiet.

Die Beratung internationaler Studierender ist ein Schwerpunkt der Arbeit. "Man lernt durch die Studierenden die ganze Welt kennen", betont Ackermann, „Es ist toll, Studenten zu begleiten, ein Stück mitzugehen und ihnen bei der Suche nach dem Weg durchs Leben zu helfen. Das kann ganz praktisch sein, oder auch durch ein offenes Ohr in der Seelsorge.“ Einmal pro Semester können bedürftige Studierende aus Entwicklungsländern einen Zuschuss erhalten, den sie zum Beispiel für

Bücher, Kleider oder sonstige Bedarfe einsetzen können. Finanziert wird dies aus Spenden von Brot für die Welt. Die Konfession spielt dabei keine Rolle. Die ESG bietet Studierenden jedoch nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Hilfe bei der Wohnungssuche und Visumsverlängerung. "Aus dem Glauben heraus Mut machen" ist für Ackermann dabei nicht nur ein Motto, sondern ein Leitprinzip.

Mit rund 200 Gesprächen pro Semester und der Organisation von Länderabenden, bei denen Studierende ihre Herkunftsländer vorstellen, schafft Pfarrer Ackermann eine offene und unterstützende Gemeinschaft. "Die Vielfalt der Kulturen bereichert uns alle. Es ist wichtig, dass Studierende sich hier willkommen fühlen und eine Gemeinschaft finden", fügt er hinzu. Zusätzlich hilft ihm dabei sein großes Sprachenrepertoire. So spricht er neben den alten Sprachen auch Spanisch, Englisch, Französisch und sogar Arabisch.

Für Pfarrer Ackermann ist die ESG ein Ort der Begegnung, der zum gemeinsamen Nachdenken über eine Welt ohne Hass, Gewalt und Rassismus einlädt. Der rote Hahn, Symbol für Wachsamkeit gegenüber Ungerechtigkeiten, verkörpert die Werte der ESG. "Unsere Gemeinschaft bezeugt die Menschenfreundlichkeit Gottes, die allen gilt. Egal wer du bist und woher du kommst, egal wen du liebst oder woran du glaubst", erklärt der Pfarrer.

Als Chef der ESG-Bar fördert er darüber hinaus interkulturelle Veranstaltungen, Live-Musik und Diskussionsabende. Ackermann blickt auf viele spannende Projekte der vergangenen 16 Jahre zurück. Ein Höhepunkt in seiner Amtszeit war das gemeinsam mit Pro Juventa organisierte Flüchtlingsfest in der Zwerchallee, bei dem 200 Studenten und 200 Flüchtlinge zusammen feierten. Auch im interreligiösen Dialog engagiert, organisierte er ein gemeinsames Fastenbrechen mit der muslimischen Hochschulgruppe. Gemeinsam mit der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) werden viele Veranstaltungen gestaltet und ökumenische Semesterabschluss-Gottesdienste gefeiert. "Es ist wichtig, dass wir gemeinsam auf den Campus gehen“, so Ackermann. In ökumenischer Verbundenheit wurde ein 'welcome-Bike' gekauft, dass nun von Zeit zu Zeit auf dem Campus steht und Studierende einlädt, bei Kaffee und Keksen ins Gespräch zu kommen.

Ackermann freut sich, im Ruhestand nun wieder mehr Muße für seine eigenen Studien zu haben, zu reisen und Zeit mit seinen Enkeln zu verbringen. Mit Herz und Seele Pfarrer, wird er daneben auch weiterhin Vertretungen in den Mainzer Kirchengemeinden übernehmen.

Der Verabschiedungs-Gottesdienst findet am Donnerstag, dem 1. Februar um 19 Uhr in der ESG-Kirche, Am Gonsenheimer Spieß 1, 55122 Mainz, statt.

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