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Interkulturelles Frauenfrühstück

Dorothea Gauland + Sanaa ChennakDorothea Gauland + Sanaa Chennak

Eigene Identität statt Vorurteile - Erfahrungsaustausch zum Interkulturellen Frauenfrühstück. In gemütlicher Runde, bei kulinarischen Köstlichkeiten, kamen Frauen ins Gespräch über die eigene Identität, Zuschreibungen und Vorurteile, Gott und die Welt.

Ob Frau und Tochter, teils auch selbst Mutter oder gute Freundin, und zudem Angehörige einer Religionsgemeinschaft: Mit verschiedenen Rollen und Teilen der eigenen Identität sind auch Erwartungen und Vorurteile anderer verknüpft. Diese Erfahrung machten auch drei Frauen, die dem Judentum, Islam und Christentum angehören. Was bewirken diese Zuschreibungen und wie gehen sie damit um? Darüber berichteten sie zum Interkulturellen Frauenfrühstück. In bewährter Tradition wurde dazu im Rahmen der Interkulturellen Woche der Landeshauptstadt eingeladen. Frauen jeden Alters trafen sich in einen Begegnungsraum der Goetheschule in der Neustadt.
Durch den Vormittag mit angeregtem interreligiösem Austausch führte Dorothea Gauland, Pfarrerin für Ökumene und interreligiösen Dialog des Evangelischen Dekanats Mainz und Sanaa Chennak. Joanna Wroblewska-Nell widmet sich dem Bereich Fremdsprachen und engagiert sich in der Jüdischen Gemeinde Mainz. Sie sprach über den Kontrast zwischen Gesetzen, die mitunter Jahrhunderte alt sind, gesellschaftlichen Veränderungen und Werten, die nach wie vor eine wichtige Rolle spielen, etwa das Prinzip der Gerechtigkeit. Der Spiegel anderer könne prägend sein, beschrieb sie: im Sinne von Bildern, die auf bestimmte Merkmale verkürzt würden. Sehr unangenehm sei das Gefühl, in eine Gruppe hineingepresst zu werden - „dabei habe ich so viel mehr zu bieten“.
Zuschreibungen könnten verletzend sein und führten schnell zu einem Denken in Schubladen, bestätigte Malika Labdallaoui: „Dann wird man katalogisiert“. Beruflich ist sie Psychologische Psychotherapeutin und zudem aktiv im Islamischen Kulturverein. Als Beispiel aus dem Alltag nannte sie das Einkaufen: Dabei möchte sie nicht in erster Linie als Frau oder Muslima gesehen werden, sondern als Kundin. Generell sei es leichter, andere Menschen zu beschreiben als sich selbst. Viele „Ichs“ zu haben sei normal und die eigene Identität, die man im Wechselspiel mit anderen bildet, immer im Fluss. Persönliche Denkweisen zu überdenken, sich und die eigenen Einstellungen zu verändern, dazu könnten auch Gesprächsrunden wie diese beitragen, so Malika Labdallaoui. Als Botschaft gab sie mit, die Persönlichkeit, das Besondere in jemandem zu sehen.
Was wird mir zugeschrieben? Und was will ich selbst? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich auch Edith Wittenbrink, etwa wenn es um die Fürsorge für eine Familie geht, die sie vielleicht einmal gründen möchte. Ihr Eindruck ist, dass man als Frau Kritik erfährt, egal ob man sich nun in erster Linie den Kindern oder lieber der beruflichen Karriere widmen möchte. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Theologie und ehrenamtlich in der Katholischen Hochschulgemeinde aktiv. Auf einige andere könnte dies „exotisch wirken“, findet sie. Daher überlege sie vorher, wem im Bekanntenkreis sie davon erzählt. Bei aller Verbundenheit mit dem Glauben frage sie sich auch, wo es für sie angebracht ist sich von der katholischen Kirche als Institution zu distanzieren. Im sozialen Leben sei der Kontakt mit anderen enorm wichtig: Zum einen mit Menschen, die einem in einigen Wesensmerkmalen ähnlich sind und mit denen man sich verbunden fühlt. Zum anderen aber auch mit ganz unterschiedlichen Charakteren, um sich damit auseinandersetzen. Als Beispiel nannte sie Erfahrungen beim Studium im Ausland, wo sie andere Lebensweisen kennenlernen konnte als bisher gewohnte. Einig waren sich die drei Frauen darin, Vielfalt als Geschenk anzusehen, auch für ein friedliches demokratisches Zusammenleben.
Bildinfo: In der Runde und mit weiteren Frauen im Raum kamen ins Gespräch: Muslima Malika Labdallaoui (links im Bild), Joanna Wroblewska-Nell aus der Jüdischen Gemeinde, Edith Wittenbrink von der Katholischen Hochschulgemeinde; die Moderation lag in den Händen von Pfarrerin Dorothea Gauland vom Evangelischen Dekanat Mainz.

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