"Kirche erblüht"
Juliane Diel
03.07.2023
jdiel
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Wie lässt sich Natur erlebbar machen und ein eigener Beitrag leisten um die Artenvielfalt zu fördern? Wie gelingt es in einem konkreten Projekt vor Ort jungen Leuten Wissen zu vermitteln, mehrere Generationen einzubeziehen und die Identifikation mit der Kirchengemeinde zu fördern? Viele Wünsche kamen zusammen – in Mainz-Finthen wurden sie nun Wirklichkeit.
Wertschätzung der Schöpfung
„Das Projekt „Kirche erblüht“ passt gut zur Wertschätzung der kostbaren Schöpfung“, findet Pfarrer Harald Wilhelm. „Und es passt gut zur Kirchengemeinde, die sich an vielen Stellen Gedanken um Nachhaltigkeit macht“. Darin ist er sich mit dem Kirchenvorstand einig, der mit dem CVJM gemeinsam die Verantwortung für Gottes Schöpfung sichtbar machen möchte. Am Jungschar-Nachmittag zeigten Kinder und Jugendliche aus den Gruppen das fertige Werk: ein großes, liebevoll gestaltetes Insektenhotel. Im Kirchgarten hat es nun einen passenden Platz gefunden, an dem es viele Jahre stehen soll, umringt von heimischen Blumen.
Alle Generationen bauen mit
Dass nicht nur dieses schöne Ergebnis zählt, sondern auch der Weg dorthin, verdeutlicht Holger Sieck. Als Vorsitzender des CVJM Mainz-Finthen e.V. war er Ideengeber, Projektleiter und Handwerker in einem, mit Blick auf das Ganze und feine Details. „Auf einem Flipchart haben wir veranschaulicht, was es alles zu beachten und zu tun gibt“, erinnert er sich daran, wie das Vorhaben immer komplexer wurde. Insgesamt, schätzt er, waren in ungezählten Stunden rund 30 Leute daran beteiligt, ob Kinder, Jugendliche, Eltern oder die etwas ältere Generation. Auch das Holzgerüst des Hotels stammt nicht aus dem Baumarkt: Günter Besetzny und Holger Sieck waren die Baumeister des schweren „Hotelgebäudes“, das mit einem stabilen Fundament im Boden verankert wurde. Fachlicher Rat wurde bei Experten eingeholt: Gerhard Schmoch, stellvertretender Vorsitzender des NABU Mainz und Umgebung e.V., erklärte, was bei einem Insektenhotel zu beachten ist: Nach Süden soll es ausgerichtet sein und Abstand zum Boden haben, damit es nicht feucht wird. Zudem ist es wichtig scharfe Kanten zu vermeiden, speziell bei den Löchern, damit sich geflügelte „Hotelgäste“ nicht verletzten.
Tag der 1000 Löcher
Stichwort Löcher: An die gemeinsame Säge- und Bohraktion am „Tag der 1000 Löcher“ denkt manch einer in Finthen schmunzelnd zurück. Dass die jungen Leute handwerklich sehr eifrig waren, freut auch Lara Böß und Alexandra Scupin als hauptamtliche Jugendleiterinnen. Große Mengen an Füllmaterial wurden vorbereitet, etwa aus Bambus, Brennnesseln, Ziegeln und Scheiten aus Naturholz, um alle Zimmer individuell einzurichten. Dass alle ein schönes Zuhause haben sollen, auch Bienen, Hummeln und andere Insekten, ist ein großer Wunsch in der Jungschargruppe der „Lachgummis“ und im „Teenclub K5“. Und wenn sie sich im direkten Umfeld für Artenvielfalt und Nachhaltigkeit einsetzen und selbst einen Beitrag leisten können, dann motiviert das Mädchen und Jungs, beobachtet auch Bettina Sieck vom Kirchenvorstand.
Sponsorenkonzept zur Finanzierung
Erstaunlich findet sie das Engagement mit Blick auf die Finanzierung: Um die Kosten in Höhe von rund 3000 Euro tragen zu können, wurde – neben der eingeworbenen Förderung durch Stiftungen – auch ein Sponsoren-Konzept entwickelt: Passend zum Hotel können „Zimmer“ erworben werden. Eifrig rührten Jugendliche schon mit einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt dafür die Werbetrommel – mit Erfolg. Viele Finther Familien beteiligten sich und freuen sich nun über ihre Namen an den Appartements. Auch im Seniorenkreis wurde dafür gesammelt – als Zeichen der Verbundenheit mit dem außergewöhnlichen Gemeindeprojekt.
Blühwiese als Restaurant
Hand in Hand wurde auch der Pfarrgarten insektenfreundlich gestaltet. Denn was wäre ein schönes Wohnquartier ohne nahen Lebensmittelmarkt? Damit eine Gesamtfläche von gut 100 Quadratmetern zur „Insekten-Tankstelle“ werden konnte, wurde mit den Kindern gegraben, gesät und gepflanzt. Über 50 heimische Blumensorten enthält die Mischung für die Blühwiese, darunter Kornblume, Wegwarte und Mohn, erklärt Brigitte Gross vom NABU. In den nächsten Jahren werden sich die Blühstreifen weiter entwickeln, die schon erste Hotelgäste anlocken.
Familiengottesdienst zur Einweihung
Ein Familiengottesdienst wird in der evangelischen Kirchengemeinde Mainz-Finthen (Huttenstraße 1) am Sonntag, den 16. Juli gefeiert, Beginn ist 11 Uhr. Symbolisch für das gesamte Vorhaben wird dann von Pfarrer Harald Wilhelm ein Holzkreuz gesegnet und gemeinsam mit dem CVJM-Logo zum neuen Insektenhotel getragen.
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