„Miteinander im Gespräch sein“
Juliane DielMichael Holst ist neuer Pfarrer für Ökumene und interreligiösen Dialog sowie Klinikseelsorger in der Universitätsmedizin.02.07.2024 jdiel Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Der gebürtige Marburger bringt vielseitige Erfahrungen im Bereich des interreligiösen Dialogs und der Seelsorge mit, unter anderem durch sein Spezialvikariat am Zentrum Oekumene in Frankfurt im Christlich-Islamischen Dialog. Sein Interesse für den interreligiösen Dialog spiegelt sich auch in seinem Doppelstudium der Evangelsichen Theologie und Islamwissenschaft wider, das er in Mainz und Heidelberg absolvierte. „Schon damals habe ich mich gerne mit meinen muslimischen Kommilitonen über den Glauben ausgetauscht“, erinnert er sich, „In der Begegnung mit der mir fremden Religion Islam habe ich auch viel über meinen eigenen Glauben und Religiosität gelernt.“ Sein Gemeindevikariat absolvierte Holst im rheinhessischen Bodenheim-Nackenheim. Die letzten viereinhalb Jahre arbeitete er als Gemeindepfarrer in einem multiprofessionellen Team in Langen. In dieser Zeit merkte der Theologe, wie wichtig ihm die Seelsorge ist. Daher erweiterte er sein Profil um eine Klinische Seelsorge-Ausbildung.
Als in Mainz je eine halbe Stelle in der Klinikseelsorge sowie in der Ökumene und dem interreligiösen Dialog ausgeschrieben war, sah Holst dies als „unwiderstehliches Angebot“ seine beiden beruflichen Leidenschaften verbinden zu können. „Ich freue mich, dass ich in der ökumenischen Zusammenarbeit und dem interreligiösen Dialog weiter theologisch arbeiten kann, aber durch die Klinikseelsorge auch nah an den Menschen bin“, erklärt der 37jährige.
Holst beabsichtigt, den interreligiösen Dialog in Mainz neu zu beleben. „Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, miteinander im Gespräch zu sein und zu bleiben. Nur wenn wir uns kennen, können wir Vorurteile abbauen und Vertrauen aufbauen“, so Holst, „Wir müssen mehr umeinander wissen. Auch, damit wir der Intoleranz in der Gesellschaft etwas entgegenhalten können.“ Für den Dialog sei es entscheidend, sich auf Gemeinsamkeiten zu konzentrieren, ohne jedoch den eigenen Standpunkt oder Unterschiede unter den Tisch fallen zu lassen. Nur durch eine einladende, offene Haltung kann das friedliche Zusammenleben aller gefördert und der theologische und persönliche Austausch gestärkt werden.
Doch auch den Kontakt zu den vielfältigen christlichen Gemeinden in Mainz möchte Holst pflegen, Netzwerke bilden und schauen, welche Projekte in der Landeshauptstadt in Gemeinschaft umgesetzt werden können. Hinter diesem Engagement steht die Überzeugung, „dass wir von Jesus den Auftrag haben, eins zu sein“. Er verweist dabei auf die Abschiedsworte Jesu im Johannes-Evangelium: „Eins sein, bedeutet dabei keinen Einheitsbrei, sondern eine Einheit in Vielfalt, in der wir gemeinsame Glaubensgrundsätze und Traditionen leben.“
Im Gespräch sein mit Menschen aller Glaubensrichtungen wird Holst auch als Klinikseelsorger an der Universitätsmedizin Mainz. Als Teil eines sechsköpfigen evangelischen Teams und eines ökumenischen Gesamtteams begleitete er Patienten, Angehörige und Mitarbeitende in der Universitätsklinik. Als Seelsorger will er ihnen einen Raum bieten, um ganz offen über das zu sprechen, was sie bewegt. Gerade arbeitet er sich in die Abläufe des Klinikalltags ein und wird zukünftig für eine feste Station zuständig sein. „In der Klinikseelsorge ist jeder Tag anders. Ich weiß nicht, auf welche Menschen ich treffe. Die Arbeit orientiert sich alleine daran, was der Mensch vor mir gerade braucht. Das macht es so spannend“, freut sich Holst auf die neue Aufgabe.
Abstand und Erdung nach den herausfordernden Diensten in der Klinik geben ihm seine Familie. Holst wird mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern in den kommenden Wochen nach Mainz ziehen und freut sich schon sehr, seine Studienstadt nochmal neu kennenzulernen.
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