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Rekonstruktion der Mittelschiffarkaden im Alten Dom

Gerhard FleischerMaurerarbeiten Pfeilers im Nordseitenschiff 2_©gerhard.fleischer

Im Alten Dom St. Johannis haben die ersten Schritte zur Wiederherstellung der frühgotischen Kirche begonnen. Je zwei Bögen und ein Pfeiler der Mittelschiffarkaden werden sowohl auf der Nord- als auch auf der Südseite rekonstruiert. So wurde der Zustand des 13. Jahrhunderts wieder hergestellt.

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„Da sowieso statisch gesichert werden musste, konnten wir die Gelegenheit nutzen und mit je einem Pfeiler die ursprüngliche Situation aus dem 13. Jahrhundert zwischen Hauptschiff und Seitenschiffen wiederherstellen.“, freut sich Dekan Andreas Klodt, „Die Höhe der Kirche beeindruckt uns schon länger, jetzt kommt auch noch die Weite dazu. Der Alte Dom St. Johannis ist ein Juwel!“

Baugeschichte der Bögen

St. Johannis war seit dem 10. Jahrhundert eine Basilika mit drei Schiffen. Die Seitenschiffe öffneten sich durch Pfeilerarkaden mit je vier Bögen zum Mittelschiff. Die Pfeiler aus rotem Mainsandstein standen auf Sockeln und endeten oben mit einem allseitig vorspringenden Kämpfergesims (oberster Stein). Darauf setzten die Bögen an. Die äußeren Bögen waren in früher gotischer Zeit, im 13. Jahrhundert, auf beiden Seiten des Mittelschiffs verschlossen worden. Im Kircheninnern entstand damals gleichzeitig ein Boden aus verschiedenfarbigen und geprägten Tonplatten. In der Barockzeit entfernte man die mittleren Pfeiler und Bögen und baute einen großen Bogen ein. Diesen mauerte man im 19. Jahrhundert zu, so dass die Seitenschiffe vom Mittelschiff getrennt wurden. „Die jetzt durchgeführte Rekonstruktion der mittleren Pfeiler und Bögen verbindet Seiten- und Mittelschiff wieder.“, erklärt Guido Faccani, Forschungsleiter am Alten Dom St. Johannis, der die Maßnahme archäologisch begleitet, „Zusammen mit dem freigelegten Tonplattenboden ist somit der Raum des 13. Jahrhunderts wieder erfahrbar.“

 

 

Pfeilerbasis wiegt eine Tonne

Die neu gemauerten Bögen aus Ziegelsteinen über den Öffnungen gewährleisten eine gute Lastverteilung und Stabilität für die massiven Wände oberhalb der Bögen. Das darunterliegende Mauerwerk wurde zur Vorbereitung auf die Abbrucharbeiten präzise eingesägt. Aufgrund des Rückbaus der jeweils mittleren Pfeiler im 19. Jahrhundert werden diese nun aus behauenen Sandstein-Werksteinen neu errichtet. Um die beiden Mittelpfeiler mit einer Gesamthöhe von über fünf Metern bis zum Kämpfergesims neu aufzumauern, haben Stahlträger die Lasten aus dem darüberliegenden Mauerwerk temporär abgefangen. „Die imposante Pfeilerbasis mit knapp einer Tonne Gewicht ruht auf neu eingebrachten Fundamenten, welche zur dringenden statischen Sicherung des Alten Doms bereits an mehreren Stellen im Kirchenschiff eingebaut wurden.“, beschreibt Christiane Wolf, Architektin des Evangelischen Dekanats, das Vorgehen. „Dafür kam eine Segmentpfahlgründung zum Einsatz, bei der übereinander liegende Betonfertigteile unter hydraulischem Druck in den Boden eingebracht wurden, und so die notwendige Stabilität für das Gebäude gewährleisten.“

Portabler Kran transportiert tonnenschwere Pfeilerbasis

Die Basis besteht - wie die anderen Werksteine für die Pfeiler auch - aus Maintäler Sandstein. „Es hat etwas gedauert, bis wir den perfekten Stein gefunden hatten. Doch nun sind wir sehr zufrieden, denn dieser Sandstein entspricht in Farbe und Materialbeschaffenheit annähernd dem verwendeten Material aus dem 10. Jahrhundert“, begeistert sich Wolf. Bei den vermauerten Ziegeln handelt es sich um das Fabrikat „Gotika“ der Firma Vandersanden. Architekt Andreas Milch, Alzey, plante die Arbeiten, die nun die darauf spezialisierte Firma Steinsanierung-Denkmalpflege-Crailsheim (SDC) GmbH aus Satteldorf durchführt. Sie hat die passenden Steine im Steinbruch bestellt, in ihrer Werkstatt auf Maß gebracht und geliefert. Mit einem portablen Kran mit Flaschenzug wurden die tonnenschwere Basis und das Kämpfergesims angehoben, bewegt und Meter für Meter an die richtige Stelle gebracht.

Kosten tragen größtenteils Bund und Land

Die Kosten zur Errichtung der Pfeiler belaufen sich auf 1 Million Euro für die - ohnehin notwendige - Ertüchtigung der Fundamente, die Errichtung der Pfeiler, temporären Sicherungen, Abbrucharbeiten und die zugehörigen Planungskosten. Dazu kommen 50.000 Euro für die baubegleitenden archäologischen Untersuchungen und Dokumentation. Die Maßnahme wird zum großen Teil über Fördermittel der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) und dem Bundesverwaltungsamt - Zuwendungen im Bereich der Kultur - finanziert. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) übernimmt die baubegleitende Forschungsarbeit (Archäologie).

Foto 1: Transport des tonnenschweren Basissteins mit dem Flaschenzugkran, ©Gerhard Fleischer
Foto 2: Einpassen des tonneschweren Basisteins am Pfeilerboden, ©Gerhard Fleischer
Foto 3: Maurerarbeiten Pfeiler im Nordseitenschiff ©Gerhard Fleischer
Foto 4: Maurerarbeiten Pfeilers im Nordseitenschiff 2 ©Gerhard Fleischer
Foto 5: Pfeilerbau im Nordseitenschiff ©Gerhard Fleischer



Weitere Infos

Öffnung Alter Dom St. Johannis
Der Alte Dom St. Johannis öffnet in der Regel an den Wochenenden seine Türen. Samstags von 11 bis 15 Uhr und sonntags von 15 bis 17 Uhr können Besucher einen Einblick in die Kirche und die Grabungen erhalten. Sachkundige Botschafter*innen des Alten Doms stehen für kleine Führungen und Fragen bereit. Eingang über den Westchor in der Johannisstraße.

Veranstaltungshinweis
17.8., 19 Uhr, Alter Dom St. Johannis
Des Erkanbalds Kleider - Vortrag zum 1001. Todestag
Vor drei Jahren fand man in einem Sarkophag im Alten Dom St. Johannis die sterblichen Überreste von Erkanbald, von 1011 bis 1021 Bischof von Mainz. Seine Auffindung war ein wichtiger Beweis dafür, dass es sich bei der St. Johanniskirche um den Alten Dom von Mainz handelt. Am 17. August 2022 jährt sich zum 1001. Mal der Todestag Bischof Erkanbalds – für die evangelische Stadtkirchenarbeit in Mainz ein Anlass, an diesem Tag, um 19 Uhr zu Vortrag, Musik und kleinem Leichenschmaus in den Alten Dom St. Johannis einzuladen. Textilrestauratorin Anja Bayer hat die Textilen aus dem Sarkophag untersucht. Sie wird über die Funde referieren und Schlüsse zur Kleidung des Bischofs ziehen. Dr. Guido Faccani ist wissenschaftlicher Forschungsleiter und wird die archäologische Einführung in das Thema vornehmen. Musikalisch bereichert Jazzgitarrist Lukas Roos den Abend. Im Anschluss an den Vortrag gibt es einen kleinen Leichenschmaus. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Botschafter*innen im Alten Dom St. Johannis gesucht
Das Team der „Offenen Kirche“ im Alten Dom St. Johannis sucht dringend Verstärkung! Am Wochenende ist die Kirche in der Regel samstags von 11 bis 15 Uhr und sonntags von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Ehrenamtliche Botschafter*innen empfangen dabei die Besucher, erzählen zu den Grabungen und der Geschichte des Alten Doms und stehen für Fragen bereit. Um diese Öffnungszeiten weiter zu gewährleisten und auch zu erweitern, werden neue ehrenamtliche Botschafter*innen gesucht. Ein Einstieg in das Team ist jederzeit möglich. Eine intensive Einarbeitung wird gewährleistet. Kontakt: Astrid Münk-Trindade, Kirchenpädagogik am Alten Dom St. Johannis, E-Mail: astrid.muenk-trindade@ekhn.de, Tel.: 0151 14 01 90 49.

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