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Wichtiges Zeichen der Ökumene

Karin WeberGründungsmitglieder der bulgarisch-orthodoxen Gemeinde mit Priester Vasil Bechevski (4. von rechts), Georg Zivkov (3. von rechts) und Pfarrer Dr. Andreas Bösche (rechts).

Mit Gründung der bulgarisch-orthodoxen Kirchengemeinde „Mariä Tempelgang – Mainz“ im evangelischen Gemeindezentrum festigt sich der Ökumenestandort Marienborn.

„Heute feiern wir wahrhaftig ein Ereignis, was nicht so oft vorkommt“, übersetzte Georg Zivkov die Worte des bulgarisch-othodoxen Priesters Vasil Bechevski, der den ersten bulgarisch-orthodoxen Gottesdienst der Region im Gemeindezentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Mainz-Marienborn zelebrierte. Zahlreiche Ikonen schmückten den Altarbereich, auf hohen Ständern brannten Wachskerzen, Weihrauch duftete. Viele Besucher, darunter der Honorarkonsul der Republik Bulgarien für Rheinland-Pfalz Daniel Gahr, füllten den Gottesdienstraum.

„Es ist für mich kein Zufall, dass die junge bulgarisch-orthodoxe Gemeinde gerade hier in Marienborn ihre erste gottesdienstliche Heimstatt findet. Hier trifft Ihre Glaubensgemeinschaft auf eine gewachsene und bewährte ökumenische Tradition“, begrüßte der evangelische Pfarrer Dr. Andreas Bösche die orthodoxen Gläubigen. Dies gelte bislang besonders für den katholisch-evangelischen Dialog. „Umso schöner, dass diese Zweierkonstellation künftig in orthodoxen Positionen und Ansichten eine Erweiterung findet“, freute sich Andreas Bösche. Der „ökumenische Humus“ dafür sei in Marienborn auf ehrenamtlicher und hauptamtlicher Ebene vorhanden.

Vor einiger Zeit habe die bulgarische Gemeinschaft den Wunsch geäußert, eine eigene Kirchengemeinde in Mainz zu gründen, um ihre christlich-orthodoxe Identität und Traditionen zu pflegen, blickte Vasil Bechevski zurück. Mit Segen Seiner Eminenz Metropolit Antonij von West- und Mitteleuropa und der Diözesenleitung der bulgarisch-orthodoxen Kirche konnte am Samstag, 24. Februar, die Kirchengemeinde „Mariä Tempelgang – Mainz“ gegründet werden. Es sei erfreulich, dass überall im Land bulgarisch-orthodoxe Gemeinden entstanden seien – so nun auch in Mainz, wo sich viele Bulgarinnen und Bulgaren nach Seelsorge und einem geistlichen Zufluchtsort sehnen, sagte der zuständige Priester. Die Gründung der ersten bulgarisch-orthodoxen Kirchengemeinde in der Landeshauptstadt markiere einen bedeutsamen historischen Schritt für sie. Denn bisher mussten sie zu den Gemeinden in Frankfurt oder Mannheim reisen, um an einer Liturgie in bulgarischer Sprache teilzunehmen.

„Eine orthodoxe Gemeindegründung im Herzen des evangelischen Marienborn, das bedeutet eine wunderbare Festigung des Ökumenestandorts Marienborn und bietet Anlass für einen intensiven evangelisch-orthodoxen Dialog vor Ort“, erklärte der Theologe. Denn hier werde Ökumene großgeschrieben und sei zur Selbstverständlichkeit geworden. Untermauert werde dies seit 2007 in der gemeinsamen Verantwortung für die sozialdiakonische Gemeinwesenarbeit im „Centrum der Begegnung – Haus der Familie“ am Sonnigen Hang. Dort finden Angebote für Kinder und Jugendliche sowie Erwachsenenbildung statt.

Ein Mal monatlich werde die bulgarisch-orthodoxe Glaubensgemeinschaft künftig ihren Gottesdienst im evangelischen Gemeindezentrum feiern. Im Kirchenvorstand habe er Neugier, Interesse und Freude darüber wahrgenommen. „Gleich wurden Ideen gesponnen, wie wir als evangelische Gemeinde mit den neuen Mietern in den ökumenischen Dialog treten könnten“, sagte Andreas Bösche und lud die orthodoxen Geschwister zum gegenseitigen Austausch und zum ökumenischen Gemeindefest im Juni ein.

Für ihn als „Vertreter der evangelisch-christlichen Wortverkündung“ sei das orthodoxe Gottesdienst- und Liturgieverständnis etwas ganz Besonderes, erklärte Andreas Bösche. Im orthodoxen Gottesdienst begegne man Gottes Wort mit allen Sinnen: über den Duft des Weihrauchs, die Gold schimmernden Ikonen, den sphärischen Gesang und aufrichtende Gesten. Diese elementare orthodoxe Tradition, das Wort Gottes mit Leib und Sinn zu teilen und wirken zu lassen, so der Theologe, sei ein geistlicher Fundus, „von dem wir uns – auch als evangelische Gemeinde – etwas abschauen können“.

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