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Kirchen-Statistik 2020

Evangelische Statistik 2020: Zahlen im Bann der Pandemie

Bildquelle: Peter BongardSchulgottesdienstKirchenpräsident Jung ist im Kontakt mit den Mitgliedern - hier haben Schülerinnen und Schüler mit ihm den Gottesdienst "Restart?!" im Evangelischen Gymnasium Bad Marienberg gefeiert

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau hat ihre Mitgliederstatistik für das Jahr 2020 veröffentlicht. Die Zahlen für das zurückliegende Jahr stehen dabei deutlich im Zeichen der Corona-Pandemie.

Aktuell 1,44 Millionen Mitglieder gezählt

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat am 14. Juli die Statisik für das zurückligende Jahr veröffentlicht. Zunächst zählt die EKHN nach der aktuellen Erhebung zum Stichtag 31. Dezember 2020 genau 1.446.971 Millionen Mitglieder in ihren 1.103 Kirchengemeinden. Davon leben rund 1,16 Millionen Evangelische in Hessen, 280.000 im rheinland-pfälzischen Kirchengebiet. 2019 zählte die EKHN 1.483.767 Mitglieder. Das entspricht einem Rückgang um 2,5 Prozent. Einfluss auf die Mitgliederentwicklung haben neben den Sterbefällen und Austritten auch Zu- und Wegzüge – und im vergangenen Jahr die pandemiebedingt deutlich geringere Zahl der Taufen. Die EKHN erstreckt sich unter anderem über die mittleren und südlichen Teile Hessens sowie die rheinland-pfälzischen Regionen Rheinhessen und Westerwald.

 

Weniger Kirchenaustritte im Jahr 2020

Zurückgegangen sind im Corona-Jahr 2020 die Kirchenaustritte. Sie sanken auf 18.411 gegenüber 2019 mit 21.049. Das ist ein Rückgang um über zwölf Prozent. Leicht gesunken sind aber auch die Kircheneintritte. Sie gingen auf 2.040 gegenüber 2.849 im Vorjahreszeitraum zurück. Angesichts von langen Schließungszeiten der Behörden im zurückliegenden Pandemie-Jahr sind diese Zahlen aber nur eingeschränkt aussagekräftig. Annähernd gleich geblieben sind 2020 die evangelischen Bestattungen mit 19.467 (2019: 19.402).

 

Taufen und Konfirmationen litten unter Corona

Taufen, Trauungen und Konfirmationen haben dagegen deutlich sichtbar unter der Corona-Krise und den damit verbundenen Einschränkungen gelitten. So sank die Zahl der Taufen von Kindern um die Hälfte auf 5.131 gegenüber 10.565 im Jahr zuvor. Auch die Erwachsenentaufen gingen auf 623 (2019: 985) zurück. Mit 8.342 Konfirmationen fanden ein Drittel weniger als zuletzt statt (2019: 11.881). Gegenwärtig holen viele Gemeinden Taufen und Konfirmationen aus dem Vorjahreszeitraum nach.

 

Pandemie verhindert viele Trauungen

Ein noch deutlicher von Corona geprägtes Bild ergibt sich bei den kirchlichen Hochzeiten. Hier gab es mit nur 590 Trauungen gegenüber 2.751 im Vorjahr einen Einschnitt um fast 80 Prozent. Viele Brautpaare hatten angesichts der Pandemie ihre Hochzeitsfeier verschoben. Insgesamt lassen die aktuellen Zahlen zu den Kasualien - also Taufe, Konfirmation und Trauung – pandemiebedingt keine genauen Aufschlüsse über aktuelle Trends zu. Mit Spannung werden deshalb bereits die Erhebungen der kommenden beide Jahre erwartet.

 

Kirchenpräsident: Große Fragezeichen – Viele Ideen

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, sieht in der aktuellen Mitgliedererhebung eine „Statistik mit großen Fragezeichen durch die Pandemie“. So seien „viele Taufen, Konfirmationen und Trauungen dem Lockdown zum Opfer gefallen“. Die Gemeinden seien aktuell dabei, mit vielen kreativen Ideen wie etwa Tauffesten Vieles nachzuholen. Jung hofft, dass sich die Zahlen der Kasualien wie Taufen, Konfirmationen und Trauungen künftig wieder stabilisierten. Zuletzt seien gerade die  Konfirmationen „wichtige Eckpfeiler der Kirche für junge Menschen“ geblieben. Fast 90 Prozent eines evangelischen Jahrgangs hätten sich in den vergangenen Jahren konfirmieren lassen.

 

Engagierte Arbeit – Unbekannte Angebote

Nach Worten Jungs werfen die weiterhin verhältnismäßig hohen Austrittzahlen zugleich „ganz grundlegende Fragen an die Kirche auf“. So hätten Untersuchungen einerseits gezeigt, „dass Religionsgemeinschaften in der Pandemie eine stützende Rolle spielen“. Andererseits stellten Umfragen heraus, dass immer mehr Menschen eine distanzierte innere Haltung zur Kirche hätten und nach einer Zeit den Entschluss fassten, auszutreten. Dabei würde die Arbeit der Kirchen auch von Menschen, die aus der Kirche austreten, durchaus für wichtig erachtet, aber als wenig oder gar nicht relevant für das eigene Leben betrachtet. Offenbar würden dabei die breit gefächerten Leistungen und Angebote von der Kinder- und Jugendarbeit über diakonische Hilfen bis zur Seelsorge oft nur unzureichend wahrgenommen, so Jung. Gleichzeitig arbeiteten Gemeinden, Dekanate und Einrichtungen „mit viel Energie und großem Engagement vor Ort“. Jung: „Es bleibt eine dauerhafte Herausforderung für die evangelische Kirche, Menschen im Glauben und Leben zu begleiten. Dazu gehört, das breite Angebot für alle Menschen und die Leistungen für die Gesellschaft besser herauszustellen, um Menschen auch für Mitgliedschaft und Engagement in der Kirche zu gewinnen.“

 

Grundlegende Umbrüche – Neuer Freiraum

Jung kündigte zugleich an, dass auf einer Sondertagung der Kirchensynode am 11. September weiter intensiv über Zukunftsfragen der hessen-nassauischen Kirche beraten werden soll. Im Zentrum des Treffens stehe die Weiterarbeit an dem Projekt „ekhn2030“, so Jung. „Wir stehen vor einer Zeit grundlegender Umbrüche“, erklärte der Kirchenpräsident. Entscheidungen stünden darüber an, was wir „aufgeben müssen, um Freiraum für Neues zu gewinnen“. So seien beispielsweise stärkere Kooperationen der Gemeinden untereinander aber auch mit Institutionen und Einrichtungen vor Ort unerlässlich. Jung: „Ziel muss es bleiben auch in Zukunft eine Kirche zu bleiben, die offen und öffentlich ist, eine Kirche für andere und Kirche mit anderen.“ Die EKHN will nach Worten Jungs in Zukunft noch erkennbarer „mitglieder- und gemeinwesenorientiert“ arbeiten und so ihren Auftrag erfüllen, „das Evangelium, die gute Botschaft von der Liebe Gottes zu allen Menschen, zu bezeugen und zu leben“.

 

EKD-Statistik

Die statistische Entwicklung in der EKHN entspricht weitgehend dem bundesdeutschen Trend, den die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ebenfalls am Mittwoch veröffentlichte. Danach gehörten mit Stichtag 31. Dezember 2020 über 20,2 Millionen Menschen einer der 20 Gliedkirchen der EKD an (Vorjahr: 20,7 Millionen). Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Mitglieder um 2,3 Prozent gesunken. Damit bleibt etwa ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland evangelisch. 

 

Internet
Die EKHN-Statistiken sind hier abrufbar und werden in Kürze um die aktuellsten Zahlen ergänzt:
www.ekhn.de/ueber-uns/daten-fakten.htmltxt

 

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