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Gottvertrauen, Humor und Zuversicht

ÖffentlichkeitsarbeitIlse Henning feiert ihre Eichene Konfirmation. Vor 81 Jahren wurde sie konfirmiert.

Ilse Hennig feiert in Mainz-Finthen ihre Eichene Konfirmation. Vor 81 Jahren wurde sie mit dem Psalmvers: „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen“ konfirmiert und blickt auf ein bewegtes, glückliches Leben zurück.

Ihre Konfirmationsurkunde hat Ilse Hennig immer in Ehren gehalten. Stolz hält sie auch jetzt das Dokument in den Händen, das ihr 1942 überreicht worden war. Mehrmals schon ist es mit ihr umgezogen - und aus der jungen Frau von damals ist eine alte Dame geworden. Im Januar feierte sie im Kreise von Familie und Freunden ihren 96. Geburtstag. Auch der 2. April soll zu einem kleinen Fest werden für Ilse Hennig: An diesem Sonntag wird in Mainz-Finthen „Jubelkonfirmation“ gefeiert, Goldene und Diamantene Konfirmation und als Besonderheit ihre Eichene Konfirmation. Coronabedingt waren Gottesdienste in großem Rahmen in den Vorjahren nicht möglich, daher werden nun sogar 81 Jahre Konfirmation gewürdigt.

„Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen“: Dieser Psalmvers, ihr Konfirmationsspruch, begleitet sie durch ihr Leben, das 1927 seinen Anfang genommen hatte. „Ich bin eine echte Berlinerin“, lacht Ilse Hennig und schaut zurück auf ihre ersten Lebensjahre im Stadtteil Mariendorf. Ihr Vater stammte aus Pommern, ihre Mutter aus der Altmark, zudem hatte sie eine fünf Jahre ältere Schwester. 1933 kam sie in die erste Klasse und erlebte ihre Schulzeit somit unter dem Regime des Nationalsozialismus. Gut kann sie sich an ihre Zeit als Konfirmandin erinnern. Zwei Jahre Unterricht waren üblich, in denen viel auswendig gelernt werden musste, ob Wissen rund um die Bibel oder Liedtexte aus dem Gesangbuch. „Das ist mir leichtgefallen“, schaut Ilse Hennig mit einem Schmunzeln zurück. „Vor allem unterwegs beim Gehen habe ich mir Sachen schnell eingeprägt – doch dann auch schnell wieder vergessen.“ Immerhin: Zur Konfirmandenprüfung war auch sie sehr stolz auf ihre richtigen Antworten.

Am 8. März 1942 wurde Ilse Hennig in der damals erst wenige Jahre alten Martin-Luther-Gedächtniskirche konfirmiert. Außen- und Innenansichten sind auf der Urkunde mit abgebildet. Im Stil dieser Zeit heißt es darin, dass sie „vor versammelter Gemeinde auf das Bekenntnis des evangelischen Glaubens eingesegnet“ wurde. Abgedruckt ist auch der Vers aus dem 37. Psalm, der dazu ermutigt Vertrauen in Gott zu setzen, ihm die Führung im Leben zu überlassen, damit sich durch sein Zutun vieles gut fügt. An ihr schwarzes Kleid mit goldenen Bordüren kann sich die alte Dame noch gut erinnern. Oder auch an das Mittagessen daheim mit Verwandten, an den Nachmittag in netter Runde und an Nachbarn, die mit Blumen gratulierten.

Tulpen und Kuchen stehen auch jetzt auf ihrem Tisch. Warme Strahlen der Nachmittagssonne fallen durchs Fenster während sie schlaglichtartig auf die vergangenen Jahrzehnte schaut, auf Schönes wie Schweres: auf Bombennächte und Arbeitsdienst in der Rüstungsindustrie. Es gab jedoch auch glückliche Zeiten für die junge Frau: Sie lernte Günter Hennig kennen und lieben. „Er war wirklich ein guter Mann, mit ihm habe ich Glück gehabt“, schwärmt sie von seiner Lebensfreude und Warmherzigkeit, von seinem feinen Sinn für Humor. „Er war ein Mensch, den man einfach mochte.“ Selbst in der Kriegsgefangenschaft hatte er als junger Mann Freundschaften geschlossen mit Engländern, die bis dato als Feinde galten. Über Gott und die Welt kamen die jungen Leute ins Gespräch. Erstaunt stellten sie fest, dass beide „Befiehl dem Herrn deine Wege“ als Konfirmationsspruch hatten – das konnte kein Zufall sein.

1949 heiratete das Paar in der alten Dorfkirche von Berlin-Mariendorf. Später lebte die junge Familie einige Jahre in Lübeck; Günter Hennig war von Beruf Vermessungsingenieur. Tochter Ingrid wurde 1956 geboren, Sohn Carsten ist Jahrgang 1966. Dankbar ist Ilse Hennig auch für zwei Enkeltöchter. Hinzu kommen Erinnerung an schöne Urlaube, ob am Meer oder in den Bergen, innerhalb Deutschlands oder in den Nachbarländern. Auch im Alltag gab es viele schöne Stunden zum Genießen, ob in einem Café oder in einer Weinstube.

Mainz wurde den Hennigs seit 1975 zur zweiten Heimat. In ihrem Haus in Finthen zieren Bilder die Wände, etwa mit Blumenmotiven, die Ilse Hennig gestickt hat. Handarbeiten wie diese zählt sie zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Noch heute ist sie stolz auf alles, was in ihren Händen entstanden ist, auch beim Nähen oder Stricken. Geknüpft wurde auch im übertragenen Sinne: Kontakte zur evangelischen Kirche in Finthen bestehen mitunter schon seit Jahrzehnten. In der Gemeinde absolvierte Carsten seinen Zivildienst, Günter war ehrenamtlich aktiv und auch Ilse immer gern dabei, ob in Gottesdiensten oder im Seniorenkreis. Entstanden sind Freundschaften aus dem großen Bekanntenkreis. Gerne schauen sie, ergänzend zu Ilse Hennigs Familie, ob sie im Alltag unterstützen können, zumal die alte Dame in den eigenen vier Wänden lebt. Nach einem Beinbruch ist dies wieder möglich, worüber sie sehr froh ist. Zuversichtlich gestimmt hat sie selbst in den Wochen in der Klinik und Pflege ihr Leitspruch, verbunden mit dem einen oder anderen Gebet, erzählt Ilse Hennig, die sich als couragiert beschreiben würde. Als willensstark, doch zugleich als „wunschlos glücklich“. Obwohl, findet sie, gern würde sie auch den weiteren Lebensabend mit ihrem Mann verbringen, mit dem sie fast 65 Jahre verheiratet war – und „verliebt bis zum letzten Tag.“ Er grüßt nun lächelnd von einem großen Foto an der Wand im Wohnzimmer. Fast so als ob er mit anstoßen würde, demnächst beim kleinen Umtrunk nach dem Gottesdienst in Finthen, wenn Ilse Hennig ihre Eichene Konfirmation feiert.

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