Perspektiven entwickeln
Juliane Diel
27.01.2025
jdiel
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Vor 19 Jahren begann Kreyscher seinen Dienst in der bereits etablierten Telefonseelsorge, die jedoch vor großen Herausforderungen stand. In einer Zeit begrenzter technischer Möglichkeiten und ohne Telefon-Flatrates modernisierte er mit dem Team der Hauptamtlichen die Telefonseelsorge und passte sie an die technische Entwicklung und die sich verändernden Bedürfnisse der Menschen an. Die Einführung mobiler Geräte und die Möglichkeit der Chat-Seelsorge am PC sind nur einige Neuerungen seiner Amtszeit.
"Es war für mich von Anfang an etwas Besonderes, in der Telefonseelsorge mitzuarbeiten. Nicht nur weil es wichtig ist, dass die Telefonseelsorge für viele Menschen eine bedeutsame Anlaufstelle ist bei ihren Nöten und dem was sie beschäftigt. Das ökumenische Team der fünf Hauptamtlichen und den 60 bis 70 Ehrenamtlichen bilden eine lebendige Dienstgemeinschaft. Gemeinsam gewährleiten wir das ganz Jahr, rund um die Uhr Erreichbarkeit. Ich war sehr gerne Teil dieses Teams“, erklärt Kreyscher. Gemeinsam mit seinem katholischen Kollegen bildete Kreyscher jährlich 12 bis 16 neue ehrenamtliche Telefonseelsorger aus.
Mehr als 13.000 Gespräche erreichen die TelefonSeelsorge Mainz-Wiesbaden jährlich. Meist geht es bei den anonymen Telefonaten um Einsamkeit, familiäre Konflikte oder psychische Probleme. „Die Herausforderungen in den Gesprächen wachsen, und die Probleme der Menschen sind komplexer geworden. Es ist entscheidend, dass unsere Haupt- und Ehrenamtlichen gut ausgebildet und begleitet werden“, betont Kreyscher.
In den letzten Jahren erlebte er einen Anstieg der Anrufe, besonders nach den Herausforderungen der Corona-Pandemie, die zu mehr Sozialphobien und Ängsten führten. „Wir hören zu und halten mit den Anrufenden aus, was für die Anrufende allein zu schwer zu tragen ist. Wenn es möglich ist unterstützen wir die Menschen dabei, eine neue Perspektive zu entwickeln“, erklärt Kreyscher. Diese einfühlsame Herangehensweise hat vielen in schwierigen Lebenslagen geholfen, die oft keinen anderen Ort finden, um ihre Sorgen zu teilen. „Die Welt ist aus den Fugen geraten und bietet den Menschen wenig Orientierung. Es ist schwerer geworden, die vielen Unwägbarkeiten des Lebens auszuhalten und einen Umgang damit zu finden“, sagt Kreyscher.
Ein besonderes Highlight war für den Theologen das 50-jährige Jubiläum der TelefonSeelsorge im vergangenen Jahr, das mit großer Resonanz gefeiert wurde. „Es war bewegend, als so viele Menschen unsere Arbeit würdigten. Es zeigte, wie wichtig unsere Unterstützung für die Gemeinschaft ist“, erinnert sich Kreyscher.
Mit dem Ruhestand freut sich Kreyscher auf eine neue Lebensphase, in der er seine Zeit flexibel gestalten kann. Eine lange Reise durch Irland und Schottland steht als einziges auf seiner Bucket-List, ansonsten möchte er den neuen Lebensabschnitt auf sich zukommen lassen. „Meine Erfahrung zeigt, dass es gut ist, Altes abzuschließen und dann zu sehen, was Schönes Neues kommen kann“, sagt er.
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