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Sätze als Schätze

Gerlinde Wolf

Am 16.2. um 17 Uhr findet die Buchvorstellung des SYMBOLON zur aktuellen Ausstellung Krone Mensch Würde im Alten Dom statt.

Niemeyer/Mz. - Die aktuelle Ausstellung KRONE MENSCH WÜRDE im Alten Dom wird am 16. Februar um 17 Uhr in einer Buchvorstellung ergänzt durch ihren letzten Baustein: das Symbolon. Darin sind 37 handschriftliche Statements zum Thema Menschenwürde abgebildet. Ein wahrer Schatz ist das Buch, das darüber hinaus als Ausstellungskatalog fungiert und alle Druckgrafiken der Ausstellung, Fotos der Kronen und Texte zum theologischen und räumlichen Konzept zum Nachlesen und Vertiefen sammelt.

Künstler, Bildhauer und Mönch, Stephan Oppermann, hat gemeinsam mit Stadtkirchenpfarrer Kristian Körver und der Architektin Christiane Wolf vom Evangelischen Dekanat Mainz die Ausstellung entwickelt und umgesetzt.

Was hat es mit den 37 Handschriften auf sich? Die Künstler haben eine große Zahl von Menschen aus allen Berufsgruppen und sozialen Schichten angeschrieben mit der Frage: „Was bedeutet Menschwürde für Sie?“ Ihre Antworten finden sich nun im Buch wieder. Und zwar in handschriftlicher Form, das war erklärte Anforderung. „Durch ihre Handschrift werden die Verfasser:innen Teil des Kunstwerks. Das ist ein demokratisches Moment, das uns wichtig ist“, erklärt Körver die Idee. Vom Minister zum Tischlermeister und Bestatter, vom Mainzer Kultgastronom zur Schülerin, vom Kirchenpräsidenten zur Kindergärtnerin sind Meinungen zum Thema vertreten.

„Tatsächlich sei die Schwelle, am Projekt teilzunehmen, allein durch die Fähigkeit zu schreiben und seine Gedanken in Worte aufs Papier zu bringen, noch immer recht hoch gewesen“, möchte Körver als kritische Notiz anmerken. Dennoch ist eine erstaunliche Fülle an Antworten zusammengekommen. „Menschenwürde verankern die meisten der Verfasser in der Beziehungsebene“, so Körver, im alltäglichen Miteinander und mit einem konkreten Gegenüber. Wörter wie Respekt, Freundschaft und die goldene Regel kommen vor, genauso wie Ideen von Gleichheit und Freiheit aller Menschen.

Was hat die Frage nach der Menschenwürde mit den getöpferten Kronen der Ausstellung zu tun? Im Kirchenraum wurden über 220 Kronen verteilt. Dabei steht jede Krone für einen Menschen, der im Alten Dom bestattet worden war. Diese über 220 Gräber sind nun leer. Die Archäologen haben die Gebeine entfernt, sie werden sorgfältig gelagert und sollen auch wieder bestattet werden. Wer dort begraben lag, weiß man in vielen Fällen nicht. Diese Gräber und Löcher in der Ausgrabung waren Auslöser für die Kunstausstellung. Auf die Würde dieser Menschen – als Symbol für jeden von uns – weisen die Kronen hin. Sie sollen zum Nachdenken anregen: Was heißt Würde jedes einzelnen Menschen für mich?

Dem Pfarrer fällt dazu Psalm 8 aus der Bibel ein: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst (..) mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt“. Die Würde des Menschen ist von Gott gegeben, sie geht über den Tod hinaus und gilt ohne Ausnahme. Die Anwendung aber im Hier und Jetzt, liegt an uns. Darum sind unsere Gedanken, unser Gespräch darüber so wichtig. Dazu regt die Ausstellung an – mit Kronen aus Ton, Drucken, Zitaten aus Bibel und Grundgesetz und ab Februar auch mit den vielfältigen Gedanken von 37 zufällig ausgesuchten Menschen wie Du und ich.

Das Buch kann vor Ort und bei Stadtkirchenpfarrer Kristian Körver unter kristian.koerver@ekhn.de erworben werden.  

Dekan Andreas Klodt: Sätze als Schätze – was ist ein Symbolon?

„Für das Projekt Krone Mensch Würde hat Bruder Stefan Oppermann OSB einen Satz Druckgrafiken geschaffen. Darin bringt er Texte aus der Bibel und aus dem Grundgesetz miteinander ins Gespräch. Auf jeweils einem Blatt finden sich ein biblisches Zitat, 1900 bis 2500 Jahre alt, und ein Zitat aus dem Grundgesetz, nunmehr auch schon 75 Jahre alt.

In der Beziehung wirken beide verjüngt: einander bereichernd, verständigend, befragend, ergänzend. Völlig fremd sind sie einander nicht, im Gegenteil… Kein Wunder, dass diese Zusammenstellung dann auch noch gekrönt wird:

Die Sätze aus Bibel und Grundgesetz, den Blättern eingestanzt, tragen gemeinsam eine jeweils individuell gestaltete Krone. Will sagen: Ihre Würde werden sie nicht gegeneinander bewahren. Und umgekehrt: Es kann keine Krone, und damit keine herausgehobene, besondere Würde, geben ohne die Menschenrechte unserer Verfassung und die Menschenfreundlichkeit der Bibel.

Diese Trias von Krone, Grundgesetz und Bibel auf den einzelnen Blättern nennt das Projekt Symbolon. Im antiken Griechenland war Symbolon ein alltäglicher Gegenstand und ein alltägliches Wort:

Wörtlich meint Symbolon erstens einen „zueinandergelegten“ Gegenstand. Gemeint waren Tonringe, die durchgebrochen wurden: Sahen zwei Menschen sich dann wieder, legten sie die halben Ringe wieder zu einem zusammen – ein Zeichen für die Erneuerung ihrer Freundschaft:

Im Projekt Symbolon finden in Freundschaft große Texte zusammen, die dem Miteinander einen Rahmen und einen Grund geben. Um der Menschen willen kommt zusammen, was sich historisch aus verschiedenen Strängen entwickelt hat: Ein echtes Symbolon!

In Athen wurde als Symbolon zweitens auch die Eintrittskarte für Volksversammlungen bezeichnet. Wer ein Symbolon vorweisen konnte, war in der Frühzeit der Demokratie zu den politischen Debatten über die zentralen Fragen der Gestaltung des Gemeinwesens zugelassen:

Im Projekt Symbolon werden wir an die Regeln für ein demokratisches Gemeinwesen und an die Bedeutung eines Miteinanders in Liebe erinnert. Grundgesetz und Bibel als wertvolle Eintrittskarten in diesen Erinnerungs- und Zukunftsraum.

Und dann bezeichnete Symbolon drittens auch die Genehmigung, die Fremden erlaubte, sich in einer Stadt aufzuhalten:

Hier liegt eine besondere Aktualität: Meine Rechte sind untrennbar mit den Rechten der anderen Menschen verbunden. Da diese Rechte unteilbar sind, leben sie davon, dass wir sie immer und immer wieder allen zuerkennen an unserem ganz konkreten Ort.

Es ganz und gar kein Zufall, dass christliche Glaubensbekenntnisse im Griechischen dann später auch Symbolon genannt werden: An ihrem Bekenntnis soll man Christ*innen erkennen. Die Drucke von Bruder Stefan Oppermann OSB sind solch ein Bekenntnis. Und sie machen deutlich: Ohne ein klares Profil, das Barmherzigkeit und Recht und Gerechtigkeit in den Mittelpunkt stellt, kann es heute kein christliches Bekenntnis mehr geben.

Freuen Sie sich an den Sätzen aus Grundgesetz und Bibel!

Lassen Sie diese Sätze an sich herankommen!

Besser noch: Rücken Sie ihnen auf die Pelle und kommen Sie ihnen nahe!

Entdecken Sie besondere Schätze!

Machen Sie sie zu Ihrem Erkennungszeichen!

Treten Sie dem Freundschaftsbund bei!

Die Sätze sind leicht zu erkennen, denn ihre Würde hat der Künstler mit einer Krone sichtbar gemacht.“

 

 

 

 

 

 

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